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Klimareporting – Die Weiterentwicklung des Emissionsberichts

Sind die Folgen des Klimawandels für das Geschäftsmodell meines Unternehmens wesentlich? Durch die zunehmende nationale wie internationale Verflechtung von Wertschöpfungsketten sind auch immer mehr Mittelständler mit dieser Frage konfrontiert und müssen Zahlen liefern. Doch die fühlen sich schnell von der Komplexität des Klimareportings überfordert. Ein neuer deutschsprachiger Leitfaden, erstellt vom WWF und dem CDP, soll den Einstieg erleichtern.

Berlin (csr-news) > Sind die Folgen des Klimawandels für das Geschäftsmodell meines Unternehmens wesentlich? Durch die zunehmende nationale wie internationale Verflechtung von Wertschöpfungsketten sind auch immer mehr Mittelständler mit dieser Frage konfrontiert und müssen Zahlen liefern. Doch die fühlen sich schnell von der Komplexität des Klimareportings überfordert. Ein neuer deutschsprachiger Leitfaden, erstellt vom WWF und dem CDP, soll den Einstieg erleichtern.

Hilfe zur Selbsthilfe will der Leitfaden mit dem Titel „Vom Emissionsbericht zur Klimastrategie“ leisten, und zwar unabhängig von Branche, Unternehmensgröße und bereits gemachten Erfahrungen. Dabei setzt er keinen neuen Standard, vielmehr orientiert er sich an bereits vorhandenen Vorgaben und Anforderungen. Entwickelt wurde der Leitfaden im Rahmen mehrerer Konsultationsphasen und Anwendungstests mit Unternehmen, Dienstleistern, Investoren und zivilgesellschaftlichen Organisationen. Ein zentraler Aspekt galt dabei immer der Wesentlichkeit von Emissionen für das Geschäftsmodell und den Klimaschutz. So wie bei der Darmstädter Bauverein AG, die den Klimaschutz zwar schon in ihrem Nachhaltigkeitsberichten behandelt hatte, allerdings nicht systematisch erarbeitet. „In unserem Fall hat die Mitarbeit an dem Projekt dazu geführt, dass wir unsere bisherige Berichterstattung überprüfen und verändern werden“, schreibt Christina Haerle-Petit, Bereichsleiterin in der Bauverein AG, im Projektbericht. „Im Rahmen der Erarbeitung des Leitfadens wurden Begrifflichkeiten und Vorgehensweise erläutert und diskutiert. Da die Gruppe aus drei Unternehmen bestand, konnten Unschärfen sehr gut erkannt und Schwierigkeiten, die aus unterschiedlichen Herangehensweisen bzw. den verschiedenen Geschäftsfeldern und Branchenspezifika resultierten, analysiert und berücksichtigt werden“.

Um in den Unternehmen die Treibhausgas-Emissionen (THG) zu senken, werden meist Veränderungen in den Produktionsprozessen oder im Produktportfolio vorgenommen. Die Anforderungen kommen dabei beispielsweise von branchenspezifischen Vorgaben zur Einhaltung von Effizienzstandards oder gezielten Fördermaßnahmen für benötigte Innovationen. Für Unternehmen bedeutet dies vor allem, Kenntnis über die regulatorischen Anforderungen zu erlangen. „Denn eines ist zu beobachten: multinationale, nationale und lokale Anforderungen nehmen zu. Das regulatorische Umfeld befindet sich im Hinblick auf Maßnahmen zur THG-Emissionsminderung also weltweit in stetiger Entwicklung. Dennoch sind klimawandelinduzierte Regulierungen regional unterschiedlich sowie nicht immer konsistent und mit allen Akteuren abgestimmt“, heißt es im Leitfaden. Eine Hürde vor allem für mittelständische Betriebe. Das Carbon Disclosure Project (CDP) hat deshalb auch den Mittelstand im Blick. Vor allem in Deutschland ist der Mittelstand eine wichtige Zielgruppe für die Organisation, denn anders als im CDP-Gründungsland Großbritannien ist die deutsche Wirtschaft stark von kleinen und mittleren Unternehmen – teilweise mit internationalen Handelsbeziehungen – geprägt. „Wir haben festgestellt, dass wir mittelständische Unternehmen mit unserem normalen Ansatz der Informationsanfrage in Namen institutioneller Investoren schlecht erreichen“, sagt Steven Tebbe, Geschäftsführer CDP Europa. Doch auch die KMU spürten die Notwendigkeit zu einem Klimareporting, indem sie etwa von Großkunden in die Pflicht genommen würden. Erfahrungen, wie sie auch der Logistik-Dienstleister Hegele macht. „Wir sehen uns als Transport und Logistikdienstleister aufgrund der steigenden Ansprüche vonseiten der Politik, Kunden und Öffentlichkeit stärker dazu aufgefordert, die unternehmerischen Umweltbelastungen quantitativ zu erfassen, zu bewerten und aussagefähig zu kommunizieren“, so Konrad Martin, Abteilungsleiter EHSQ, Methoden & Standards bei Hegele, im Projektbericht. Mittelständler wie Hegele will das CDP mit seiner Mittelstands-Initiative erreichen und sie dabei unterstützen, den umfangreichen englischsprachigen Fragebogen für ihr Klimareporting zu nutzen. 15 Mitglieder zählt diese Initiative derzeit, von einem Unternehmen mit 80 Mitarbeitern bis zu großen nicht-börsennotierten Unternehmensgruppen. „Ein englischer Fragebogen schafft internationale Vergleichbarkeit“, sagt Tebbe und ergänzt: „Für manche kleinere Unternehmen schafft er aber zugleich sprachliche Hürden“. Der heute vorgestellte Leitfaden ist deshalb vollständig in Deutsch verfasst.

Auf knapp 100 Seiten wird der Leser durch die Anforderungen des Klimareportings geführt. Angefangen bei den Grundlagen wie der Klassifizierung von THG-Emissionen, den drei sogenannten Scopes, bis hin zu den Anforderungen an die erforderlichen Daten und deren Berechnungsmethoden. „Damit eignet er sich auch für kleine und mittlere Unternehmen – zum Einstieg in das Erstellen eines eigenen Klimaberichts oder zum Weiterentwickeln bereits bestehender Klima-Reportings“, schreibt Kai Minck, CSR-Manager beim Farbenhersteller J.W. Ostendorf, im Projektbericht. Auch an die Integration in die allgemeine Nachhaltigkeitsberichterstattung haben die Projektverantwortlichen gedacht. Das CDP-Klimareporting und eine Nachhaltigkeitsberichterstattung nach GRI G4 ergänzen sich. „Wir kooperieren mit der GRI“, sagt Tebbe. So gibt es ein Dokument, das die Punkte aus dem CDP-Klimafragebogen mit den entsprechenden GRI-Kriterien in Verbindung setzt. Warum dann überhaupt die Berichterstattung nach CDP? Tebbe: „Das CDP ist deutlich stärker fokussiert auf die Themen Klima, Wasser und Wälder und bietet Unternehmen dazu die Möglichkeit, sich international zu vergleichen“.

Der deutschsprachige Leitfaden zur Klimaberichterstattung ist ein gemeinsames Projekt von WWF und CDP. Unterstützt wurden sie von der Beratungsgesellschaft PwC und gefördert vom Bundesumweltministerium. Zehn Unternehmen aus verschiedenen Branchen haben den Leitfaden einem Praxistest unterzogen. Das Fazit der Unternehmen nach der Textphase ist überaus positiv: „Über ein Emissions-Reporting entsteht Transparenz nach Innen und Außen. Die Auswirkungen eigener Geschäftsprozesse werden besser verstanden und Vermeidungsmaßnahmen lassen sich dadurch einfacher ableiten – ein deutschsprachiges Dokument ist hierbei sehr hilfreich, das ist das Feedback der Unternehmen aus dem Projekt“, sagt Steven Tebbe, Geschäftsführer CDP Europa. WWF und CDP überführen das Projekt jetzt in eine Plattform, wo der Leitfaden weiterentwickelt und insbesondere der Austausch und die Koordination der zunehmenden Aktivitäten in diesem Feld ermöglicht wird. Erfahrungen von Unternehmen werden anderen zugänglich gemacht und diese Hilfe zur Selbsthilfe mit Partnern in die Breite der deutschen Unternehmen getragen.

Das Projekt Klimareporting wird auf einer eigenen Website ausführlich erläutert. Dort sind auch die Projektberichte der beteiligten Unternehmen abrufbar. Den Leitfaden „Vom Emissionsbericht zur Klimastrategie“ gibt es hier zum Download.


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