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Modellprojekt – Nachhaltige Jugendherbergen

Mehr als zehn Millionen Übernachtungen konnten die bundesweit 513 Jugendherbergen im vergangenen Jahr verbuchen. Das sind längst nicht mehr nur Klassenfahrten, immer öfter werden Jugendherbergen von Familien oder für Tagungen gewählt. Aber wie steht es um die Nachhaltigkeit? In den letzten drei Jahren haben die “Jugendherbergen im Nordwesten” ein nachhaltiges Unternehmenskonzept entwickelt, umgesetzt und in einem Nachhaltigkeitsbericht dokumentiert.

Bremen/Detmold/Osnabrück (csr-news) > Mehr als zehn Millionen Übernachtungen konnten die bundesweit 513 Jugendherbergen im vergangenen Jahr verbuchen. Das sind längst nicht mehr nur Klassenfahrten, immer öfter werden Jugendherbergen von Familien oder für Tagungen gewählt. Aber wie steht es um die Nachhaltigkeit? In den letzten drei Jahren haben die “Jugendherbergen im Nordwesten” ein nachhaltiges Unternehmenskonzept entwickelt, umgesetzt und in einem Nachhaltigkeitsbericht dokumentiert.

Die Besucher einer Jugendherberge erwarten ökologisch und sozial verträgliche Produkte, das hat die erste Gästebefragung zum Thema Nachhaltigkeit eindeutig ergeben. Allerdings dürfen dafür nicht die Preise steigen, das hat die Befragung auch ergeben. Lässt sich das überhaupt vereinbaren, fragt Thorsten Richter, Geschäftsführer des Landesverbands Unterweser-Ems im Deutschen Jugendherbergswerk DJH, in der Einleitung zum ersten Nachhaltigkeitsbericht und liefer auch direkt die Antwort. „Nach den nunmehr fast drei Jahren, in denen wir an unserer Nachhaltigkeitsstrategie arbeiten, ist mein erstes Fazit: Jeden Tag werden wir ein wenig besser“. Die Herausforderungen, denen sich die Betreiber vor Ort mit ihren teilweise mehrere hundert Betten umfassende Häuser stellen müssen, sind beachtlich. „Die gesamte Wertschöpfungskette gerät dabei in unser Blickfeld“, schreibt Richter.

Das Nachhaltigkeitsprojekt des Landesverbands Weser-Ems führte mit Unterstützung der Bundesstiftung Umwelt (DBU), ausgehend von sechs Piloteinrichtungen den Nachhaltigkeitsgedanken in 34 Jugendherbergen im Nordwesten Deutschlands ein – mit Impulsen für die deutschlandweit 513 Jugendherbergen. Richter: “Es geht es um das Entwickeln einer ernsthaften Nachhaltigkeitsstrategie, die mit definierten Zielen und Kennzahlen arbeitet und in allen Unternehmensbereichen erlebbar ist.” Innerhalb der letzten drei Jahre habe eine stetige Auseinandersetzung des Unternehmens mit Fragestellungen der Nachhaltigkeit stattgefunden. Das modellhaft erarbeitete nachhaltige Unternehmenskonzept reiche daher vom nachhaltigen Beschaffungswesen über Energieeinsparungsmaßnahmen und Personalentwicklung bis hin zur Entwicklung eines nachhaltigen Unternehmensprofils und eines Programms, das sich an einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) orientiert.

Grundlage für die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie im Unternehmensalltag sei eine umfassende Analyse zur Kohlendioxid-Bilanz (CO2) für alle 34 Jugendherbergen im Nordwesten. Ein auf Kennzahlen basierender Nachhaltigkeits-Index pro Jugendherberge mache die Nachhaltigkeit messbar. Für das Verringern des sogenannten “CO2-Fußabdruckes” der Jugendherbergen würden gezielt Maßnahmen ergriffen. Richter: “So werden Gäste über energie- und wassersparendes Verhalten informiert, Mitarbeiter geschult und Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen bezogen. Wassersparende Armaturen senken den Wasserverbrauch erheblich.” Die Jugendherbergen schonten die Ressourcen durch das Aufbereiten gebrauchter Möbel und Einrichtungsgegenstände. In Küche und Kantine würden Kaffee, Tee und Nudeln, Gemüsebrühe und Honig in Bioqualität angeboten. Einmal pro Woche gebe es in allen Jugendherbergen einen Veggie-Day. Die Jugendherberge Norderney und das DJH-Resort Neuharlingersiel arbeiteten klimaneutral. “Die dort getätigten Ausgleichszahlungen fließen in ein Aufforstungsprojekt in Bolivien“. Babette Pieper, Nachhaltigkeitsbeauftragte des DJH-Landesverbandes Unterweser-Ems, kann die Ergebnisse der bisherigen Arbeit in Zahlen fassen: “Der durchschnittliche Fußabdruck, der bei einer Hotelübernachtung anfällt, beträgt 28 Kilogramm CO2 pro Übernachtung. Wir konnten unseren durchschnittlichen CO2-Verbauch pro Übernachtung von 17,4 Kilogramm im Jahr 2010 auf 13,9 Kilogramm im Jahr 2012 senken“. “Seit 25 Jahren ist das DJH zum Thema Nachhaltigkeit aktiv”, so Bernd Dohn, Geschäftsführer des DJH-Hauptverbandes. “In dieser Zeit entstanden bundesweit Umwelt-Jugendherbergen und die Modell-Jugendherbergen Mirow, Harsberg und Brilon. Das vorliegende nachhaltige Unternehmenskonzept stellt eine neue innovative Qualitätsstufe für die nachhaltigen Managementsysteme im DJH dar. Die Erfahrungen sind für uns wertvoll und können auch von anderen DJH-Landesverbänden übernommen werden.” Angesichts dieser Dimension und der großen Multiplikatorwirkung des DJH sei das Projekt als “wegweisend” einzustufen, betont DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann: “Jetzt besteht die große Chance, den Gedanken des nachhaltigen Wirtschaftens im Sinne eines integrierten Nachhaltigkeitsmanagements im gesamten DJH und auch in vergleichbaren Einrichtungen außerhalb des DJH langfristig zu verankern und sichtbar zu machen.” DBU-Expertin Verena Exner weist auf die Bandbreite des entwickelten Unternehmenskonzepts hin: “Besonders freue ich mich, dass es auch erste Ansätze für eine nachhaltige Personalentwicklung beinhaltet und der Prozess weitergeht.” “Für uns geht zwar ein Modellprojekt zu Ende, aber für unser Unternehmen ist der Nachhaltigkeitsgedanke nicht mehr wegzudenken und für unsere Gäste zu einem wichtigen Bestandteil des ‘Erlebnisses Jugendherberge’ geworden”, bekräftigt Richter die Zukunftsfähigkeit dieser nachhaltigen Unternehmensstrategie.

Der Nachhaltigkeitsbericht zum Download.

 

DJH-Nachhaltigkeitsindex

Über die Nachhaltigkeitsperformance einer Jugendherberge informiert ein Index, der auf den einzelnen Porträtseiten zu finden ist.

Foto: (v.l.) DBU-Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann, DJH-Hauptgeschäftsführer Bernd Dohn und Thorsten Richter, Geschäftsführer des DJH-Landesverbandes Unterweser-Ems.


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