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Gemeinsam in die Zukunft: NRW-Unternehmen bilden jugendliche Schulversager aus

„Können wir es uns erlauben, viele Talente brach liegen zu lassen?“ Mit dieser Frage eröffnete der Dortmunder Ratsherr und Jugendhilfeausschussvorsitzende Friedhelm Sohn (SPD) am Mittwoch in Dortmund die erste Forumsveranstaltung des Projektes „Gemeinsam in die Zukunft“ (GidZ). Unternehmen in Nordrhein-Westfalen wollen darin Ausbildungsplätze für Jugendliche ohne Schulabschluss oder mit anderen Zugangshemmnissen schaffen.

Dortmund (csr-news) – „Können wir es uns erlauben, viele Talente brach liegen zu lassen?“ Mit dieser Frage eröffnete der Dortmunder Ratsherr und Jugendhilfeausschussvorsitzende Friedhelm Sohn (SPD) am Mittwoch in Dortmund die erste Forumsveranstaltung des Projektes „Gemeinsam in die Zukunft“ (GidZ). Unternehmen in Nordrhein-Westfalen wollen darin Ausbildungsplätze für Jugendliche ohne Schulabschluss oder mit anderen Zugangshemmnissen schaffen.

Träger des Projektes ist die 2005 gegründete help and hope Stiftung mit dem KiK- und Woolworth-Gesellschafter Stefan Heinig als Kuratoriumsvorsitzendem, zu den Kooperationspartnern zählt neben Unternehmen aus NRW auch das Christliche Jugenddorfwerk (CJD) als Jugendhilfeträger. GidZ läuft seit 18 Monaten, 23 junge Menschen werden von einer hauptamtlichen Pädagogin begleitet, fünf von ihnen befinden sich seit einem Jahr in Ausbildung, mindestens fünf weitere junge Leute sollen in diesem Sommer einen Ausbildungsplatz erhalten. „Das Besondere an diesem Projekt ist für mich, dass ganz individuell auf jeden Einzelfall eingegangen wird“, sagt Sohn.

„Dann hat es ‚Klick‘ gemacht“

Einer dieser Einzelfälle heißt Nadine. Die 22-Jährige befindet sich seit einem Jahr bei Woolworth in einer Verkäuferausbildung. Und das, obwohl sie in der Schule gescheitert war. Nadine wuchs in einem Kinderheim auf. Dort habe sie gelernt: „Du taugst für die Welt eh nichts, dann brauchst Du Dich auch nicht anzustrengen“, sagt die junge Frau. „Aber dann hat es ‚Klick‘ gemacht.“ Gemeinsam mit der GidZ-Pädagogin Heike Reketat arbeitete sie ein Jahr lang daran, ihre finanzielle und Wohnungssituation zu sichern und so die Voraussetzungen für eine Ausbildung zu schaffen. „Allein wird man manchmal nicht ernstgenommen“, so Nadine zu ihren Erfahrungen mit den Behörden. In ihrer Ausbildung fühlt sie sich wohl und ihre Ausbilderin Irini Angeli beschreibt Nadine als einen wissbegierigen und sehr motivierten Lehrling.

„Ich bin schließlich keine Sozialarbeiterin“

Für Angeli war die Mitwirkung ihres Unternehmens am GidZ-Projekt zunächst eine Herausforderung. „Zu Beginn war ich etwas skeptisch und wusste nicht so recht, wie ich mit der Situation umgehen sollte“, sagt die Ausbilderin. „Ich bin ja schließlich keine Sozialarbeiterin, sondern nur eine Filialleiterin.“ Die Begleitung der Auszubildenden durch die GidZ-Pädagogin und deren vertrauensvolle Beziehung zu Nadine sieht die Filialleiterin als sehr wichtig für den Ausbildungserfolg an. Während die Ausbilderin – durchaus auch als Autoritätsperson – den beruflichen Werdegang begleitet, unterstützt die Pädagogin die junge Frau bei der Bewältigung ihrer privaten Lebenssituation. Angeli sagt heute aus unmittelbarer Erfahrung: „Nicht immer sagen schwierige Lebensverhältnisse und ein Zeugnis etwas über eine Person und das Potential, das in ihr steckt, aus.“

Ohne ein Entrée über das Stiftungsprojekt wäre Nadine an genau dieser Stelle gescheitert. „Der klassische Bewerbungsweg ist das Zeugnis“, sagt der Geschäftsleiter Personal von Woolworth Deutschland, Dirk Landwehr. „Wenn es über diesen klassischen Weg ginge, wäre Nadine durch das Raster gefallen.“ Für solche jungen Leute seien Fürsprecher besonders wichtig; das könne auch ein im Unternehmen Beschäftigter sein. Und im Vorlauf einer Ausbildung sei es dann zum Kennenlernen der jungen Menschen „überaus wichtig, Praktika anzubieten“. Denn letztlich gilt für Landwehr: „Persönlichkeit geht über schulische Bewertung.“

Arbeitgeber gesucht

Etwa 60.000 junge Menschen verlassen jedes Jahr Deutschlands Schulen ohne Abschluss. Ohne pädagogische Begleitung und ohne Unternehmen, die sich nicht nur an Zeugnisnoten orientieren, werden viele von ihnen unausgebildet bleiben. „Die Jugendlichen sind da, wir kommen gar nicht so schnell hinterher, Unternehmen für sie zu finden“, sagt die Stiftungsvorstand Sandra Heller. Gerne könnten sich auch Handwerksbetriebe beteiligen, denn handwerkliche Berufe würden von vielen jungen Menschen favorisiert. Das Projekt „Gemeinsam in die Zukunft“ jedenfalls soll schrittweise weiter wachsen. Heller: „Es wird so sein, dass wir noch mehr Personal für das Projekt benötigen.“

Weitere Informationen >> im Internet

CM14_Personalverantwortung


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