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TakaTaka Solutions: Müllrecycling in Kenias Metropole Nairobi

Tag für Tag produziert jeder Bewohner einer afrikanischen Großstadt etwa 0,5 kg Müll. Was bedeutet das für eine Vier-Millionen-Menschen-Metropole wie Nairobi, der insgesamt nur 15 Müllwagen zur Verfügung stehen? Der Abfall findet sich überall verteilt in der Stadt. Ein junges Unternehmen will die kenianische Metropole nun „grüner“ werden lassen: TakaTaka Solutions.

Nairobi (csr-news) – Tag für Tag produziert jeder Bewohner einer afrikanischen Großstadt etwa 0,5 kg Müll. Was bedeutet das für eine Vier-Millionen-Menschen-Metropole wie Nairobi, der insgesamt nur 15 Müllwagen zur Verfügung stehen? Der Abfall findet sich überall verteilt in der Stadt. Ein junges Unternehmen will die kenianische Metropole nun „grüner“ werden lassen: TakaTaka Solutions.

TakaTaka ist das Suaheli-Wort für Müll. Und der findet sich in Nairobis Stadtteil Kawangware reichlich. 2011 gründete der Deutsche Daniel Paffenholz dort das Unternehmen TakaTaka Solutions. In der Region, die zu den wirtschaftlich armen Wohngegenden der kenianischen Hauptstadt zählt, nutzen 4.000 Haushalte inzwischen das Sammelsystem. Für einen Preis von 80 bis 100 Kenia-Schilling pro Monat (etwas unter einem Euro) erhalten sie zwei Sammeleimer: einen für organischen und einen weiteren für anorganischen Müll. Komplexer soll die Mülltrennung nicht sein, damit sie funktioniert.

Der Müll wird von Taka Taka-Mitarbeitern eingesammelt und mit Handkarren zu vier Sammelpunkten transportiert. Etwa sieben Tonnen Müll treffen dort täglich ein, die in Handarbeit nach organischem Müll, Restmüll und 29 Materialgruppen getrennt werden.

Mülltrennung in 29 Materialgruppen

Der Restmüll – knapp über zehn Prozent des Sammelvolumens – wird auf die Deponie verbracht. 26 Materialgruppen werden verkauft. Und das Recycling von drei Gruppen – organischer Abfall, Textilien und Glas – besorgen die 65 Mitarbeiter von Taka Taka Solutions selbst. Dies geschieht auf der zentralen Recycling Anlage von TakaTaka Solutions.

Die Textilien werden gewaschen und getrocknet. Danach können zehn Prozent auf dem Second-Hand-Markt wiederverkauft werden, weitere 15 Prozent nach kleinen Reparaturen. Der Rest wird in Kooperation mit I:Collect (I:CO) recycelt. Das Schweizer Unternehmen schließt weltweit Kreisläufe für Textilien und Schuhe in Zusammenarbeit mit Handel und Industrie. Darüber hinaus werden Projekte zum Aufbau von Closed-Loop Recyclingstrukturen für Kleidung und Schuhe in Entwicklungsländern von I:CO gefördert und unterstützt, wie z.B. Taka Taka Solutions.

Organische Abfälle machen etwa zwei Drittel des Sammelgewichts aus und werden von Taka Taka Solutions auf einem eigenen Gelände kompostiert und als Humus verkauft. Allerdings wissen die wenigsten kenianischen Kleinfarmer, dass sie mit Humus einen mageren Boden verbessern und ihre Erträge steigern können. Um das zu dokumentieren, hat Taka Taka Solutions eine einen Hektar große Farm mit 500 Versuchsfeldern angelegt, USAID fördert dieses Projekt.

Kreative Lösungen entwickelt das StartUp fürs Glasrecycling: Alte Bier- und Glasflaschen werden zertrennt und in Saft- und Weingläser verwandelt. Hier werden täglich 100 Gläser produziert. Glasreste werden weiterverkauft.

Mehr als Bäumepflanzen

Um profitabel zu arbeiten, muss Taka Taka Solutions seinen Sammelumfang weiter ausbauen. Im September begann das Unternehmen mit Müllsammlungen in wohlhabenderen Wohngegenden. „Da bekommen wir ‚besseren‘ Müll und erzielen höhere Preise“, sagt Daniel Paffenholz. Stiftungen, andere Unternehmen und Banken helfen dem StartUp in der Gründungsphase. Dazu gehören die Siemens Stiftung, die Myclimate Stiftung, das ‚Megacities’ Programm des Bundesministerium für Bildung und Forschung wie auch die KfW Bankengruppe.

Nicht zuletzt fördert Taka Taka Solutions ein Umdenken in Sachen Abfallbeseitigung bei Privathaushalten und Unternehmen. „Umweltverantwortung wird in Kenia wird in Kenia ständig mit Bäumepflanzen gleichgesetzt“, sagt Daniel Paffenholz. Damit das nicht zu bleibt, informieren seine Mitarbeiter Schüler und bieten Schulungen bei Kunden.

Risiko von Diarrhoe und Cholera

Mit den Abfallproblemen des Kontinents beschäftigt sich Patrick Mwesigye, UNEP-Experte für Ressourceneffizienz in Afrika. Patrick Mwesigye. Die fehlende Mülltrennung mache das Management so schwierig. Mwesigye weiter: „Die Verschmutzung durch Müll wird zu einem der größten Probleme Afrikas.“ Es fehle an einer funktionierenden Infrastruktur wie Müllsammelbehälter oder gegen eine Grundwasserverschmutzung gesicherte Müllkippen. Der überall herumliegende Müll erhöhe das Risiko von Krankheiten wie der Diarrhoe und Epidemien wie der Cholera.

Plastikmüll überall

Besondere Sorge bereiten Mwesigye die Plastikabfälle. Allein Kenia zähle über 100 plastikverarbeitende Betriebe. Alles Mögliche werde in Plastik verpackt, aber die Hersteller nicht zur Verantwortung bezogen. „Afrika hat ein Technologieproblem“, so der UNEP-Experte. Plastikmüll ist an den Straßenrändern und in den Wohnquartieren allgegenwärtig. Das Hauptproblem dabei seien nicht fehlende Gesetze. „Die Regeln sind da“, sagt Mwesigye. „Viele afrikanische Länder haben sehr gute Gesetze und Bestimmungen, aber sie werden nicht umgesetzt.“

Das Unternehmen im Internet:
www.takatakasolutions.com

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