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eLearning in Afrika braucht Experten und eine neue Lernkultur

Damit eLearning die Bildungspotentiale in Kenia steigern kann, sind einige Hürden zu überwinden. Der Zugang zu preisgünstigen Computern, die Ausbildung von Experten und die Erstellung digitaler Bildungsinhalte gehören dazu.

Nairobi (csr-news) – Damit eLearning die Bildungspotentiale in Kenia steigern kann, sind einige Hürden zu überwinden. Der Zugang zu preisgünstigen Computern, die Ausbildung von Experten und die Erstellung digitaler Bildungsinhalte gehören dazu.

Vom Potential des eLearning für Afrika ist der Persönliche Afrikabeauftragten der Bundeskanzlerin, Günter Nooke (CDU), überzeugt. „Ich glaube, dass mit schnellen Internetverbindungen und preisgünstigen Tablets, die bald vielleicht aus Indien für nur noch 30 Dollar importiert werden können, interaktive Bildungsformen möglich werden, die gerade für die fragilen afrikanischen Länder völlig neue Möglichkeiten schaffen“, so Nooke gegenüber dem CSR MAGAZIN. „Mit solchen Geräten werden für die Lernenden dort dieselben Informationen verfügbar wie für Professoren in Harvard.“ Diese Entwicklung böte auch für private Anbieter wie Schulbuchverlage und Universitäten interessante Perspektiven.

Doch noch ist es nicht soweit. „Tablets und iPads sind für viele Kenianer unerreichbar“, sagt Makingu Mondi, der eLearning an der Daystar University in Nairobi lehrt. Selbst unter den Studierenden seiner Universität besitzt nur etwa die Hälfte einen eigenen PC. Auf dem Land erschwere zudem die unsichere Energieversorgung eine PC-Nutzung. Doch sieht Mondi auch Fortschritte: „Ich mache mir als Entwickler keine Sorgen um die Infrastruktur“. Die Verlegung von Glasfaser-Kabeln für einen schnellen Internetzugang in ländlichen Regionen komme gut voran.

Interaktive Programme entwickeln

Auf eine zweite Herausforderung weist der Wissenschaftler hin: Digitaler Content ist „nicht nur ein online gestelltes PDF, sondern interaktiv.“ An solchen interaktiven Programmen fehlt es bisher, an der Daystar University sollen sie für den naturwissenschaftlichen Unterricht entwickelt werden. Eine erste Voraussetzung dazu ist es laut Mondi, dass die Lehrenden ihre Inhalte verschriftlichen – was viele bisher nicht gewohnt seien.

Njambi Muchane, Direktorin des eLearning and Development Institute an der Kenya School of Government in Nairobi, sieht ein Problem in den fehlenden Experten. Entwickler, Designer und Online-Lehrer werden gebraucht. „Wir müssen die Ausbildung der Experten erweitern“, sagt Muchane.

Videokonferenzen sparen Reisekosten

Methodisch setzt die Expertin besonders auf Videotrainings. Mit dieser Form des eLearning ließen sich angesichts rückläufiger Bildungsbudgets etwa die Reisekosten deutlich verringern. Zudem müssten die Lernenden nicht oder nur kurzzeitig aus ihrer Alltagsarbeit herausgelöst werden. Muchanes Auftrag besteht darin, für den öffentlichen Sektor kosteneffiziente Bildungszugänge zu entwickeln.

Allerdings erfordere das eLearning eine neue Lernkultur. „Ein Lehrer vor der Klasse bewirkt Disziplin“, sagt Muchane. Der eLernende müsse sich selbst in die Pflicht nehmen. Und Videokonferenzen seien nur für einen begrenzten Zeitraum pro Tag möglich, deutlich mehr als drei Stunden wirkten ermüdend.

Nicht zuletzt gehe es um ein öffentliches Bewusstsein für die Chancen des eLearning. Muchane: „Wir müssen mehr tun, um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen, dass eLearning ebenso gut ist wie Face to Face.“ Eine Chance für den öffentlichen Sektor seien dabei Public-Private-Partnership-Projekte. „Der Privatsektor hat sich dem eLearning sehr schnell zugewandt“, so die Expertin. In solchen Partnerschaften könne der öffentliche Sektor von diesen Erfahrungen profitieren.

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