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Inklusionspreis 2014 – beispielhaftes Engagement für Ausbildung und Beschäftigung

Mehr als 80 Unternehmen haben sich in diesem Jahr um den Inklusionspreis beworben, fünf davon wurden nun ausgezeichnet. Der vom Unternehmensforum ausgelobte Preis prämiert beispielhaftes Engagement in der Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Handicap. Wie die prämierten Unternehmen zeigen, können Arbeitgeber von der Vielfalt ihrer Beschäftigten profitieren.

Berlin (csr-news) > Mehr als 80 Unternehmen haben sich in diesem Jahr um den Inklusionspreis beworben, fünf davon wurden nun ausgezeichnet. Der vom Unternehmensforum ausgelobte Preis prämiert beispielhaftes Engagement in der Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Handicap. Wie die prämierten Unternehmen zeigen, können Arbeitgeber von der Vielfalt ihrer Beschäftigten profitieren.

„Die mit dem Preis ausgezeichneten Unternehmen beweisen es: Inklusion am Arbeitsmarkt funktioniert, sie ist ein echter Gewinn für beide Seiten“, sagte Verena Bentele, Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, bei der Preisvergabe. „Besonders in Zeiten drohenden Fachkräftemangels kann unsere Wirtschaft es sich nicht leisten, auf das Potenzial von Menschen mit Behinderung zu verzichten. Die Unternehmen zeigen, wie es gehen kann, und diese Vorbilder brauchen wir.“ Zu den Unternehmen gehört beispielsweise SAP. Der Softwarekonzern erhielt die Auszeichnung in der Kategorie „Mehr als 10.000 Mitarbeiter“. Das Unternehmen setzt seine Beschäftigten talent- statt defizitorientiert ein und hält seine Inklusionsziele in einem Aktionsplan fest, so die Begründung. Darin hat SAP 47 kurz- und mittelfristige Ziele aufgeführt, beispielsweise zur Bewusstseinsbildung, über Arbeitsplatzgestaltung bis hin zur barrierefreien Kommunikation, die bis 2016 erreicht werden sollen. „Wir wollen die Vielfalt der Mitarbeitenden nutzen. Jeder Mensch hat individuelle Fähigkeiten. Wenn wir den Rahmen schaffen, dass alle ihre Stärken einbringen können, profitiert jeder“, sagt Wolfgang Fassnacht, Personalleiter SAP Deutschland. Von den rund 17.000 Mitarbeitern in Deutschland gelten etwa 500 als schwerbehindert. Seit Verabschiedung des Aktionsplans im Jahr 2012 konnte SAP die Quote der Mitarbeitenden mit Behinderung deutlich steigern. Mit der Beschäftigung von Menschen im Autismus-Spektrum als IT-Consultants gelang es SAP, einen medialen Diskurs zum Thema auszulösen – ein Engagement, das die Jury besonders überzeugte. Autisten haben einen Bevölkerungsanteil von rund einem Prozent. Diese Quote will der Konzern bis 2020 auch bei seinen Angestellten erreichen. Sie gelten als besonders geschickt im Umgang mit Zahlen und Daten und verfügen meist über eine hohe Konzentrationsfähigkeit. Fähigkeiten, die sie vor allem als Softwaretester qualifizieren. Aktuell sind bei SAP 13 Autisten beschäftigt.

In der Kategorie „1.001 bis 10.000 Mitarbeiter“ hat der Personaldienstleister Stegmann die Jury überzeugt. Das Unternehmen hat seit 2011 410 Menschen mit Schwerbehinderung eingestellt und dabei 48 Arbeitsplätze neu geschaffen sowie 42 umgewandelt – zuvorderst für besonders schwer integrierbare Behinderte. Damit erfüllt Stegmann als erstes deutsches Zeitarbeitsunternehmen die 5-Prozent-Schwerbehinderten-Quote. Darüber hinaus bemüht sich das Unternehmen aktiv Schwerbehinderte als qualifizierte Kräfte mit dem Ziel dauerhafter Integration, in gewerblich-technischen Branchen zu vermitteln. Christian Speidel, Geschäftsführer von Stegmann: „Einen Teil der Fachkräftelücke können qualifizierte Facharbeiter oder Hochschulabsolventen mit Behinderung problemlos schließen.“ Um Vorbehalte von Kunden abzubauen, bietet Stegmann Menschen mit Behinderung an, bis zu vier Wochen in dem jeweiligen Betrieb mitzuarbeiten. Diesen Ansatz des niederschwelligen Eintritts ins Erwerbsleben will das Unternehmen in den nächsten Jahren weiter ausbauen.

Mit einer Beschäftigungsquote von 8,3 Prozent überzeugte die Schneider Electric Sachsenwerk GmbH die Jury in der Kategorie „101 bis 1.000“ Mitarbeiter“. Momentan gelten 72 der 862 Mitarbeiter des Betriebs als schwerbehindert. Inklusion ist fester Bestandteil der Unternehmensphilosophie, bereits seit 2002 gibt es eine entsprechende Betriebsvereinbarung. Einen besonderen Fokus hat man bei Schneider auf die Ausbildung schwerbehinderter junger Menschen gelegt. Um hierfür optimale Bedingungen zu schaffen, ist das Unternehmen im Einzelfall auch bereit, in Baumaßnahmen zu investieren. So wurden beispielsweise für Rollstuhlfahrer automatische Türöffner, Rampen und ein Treppenlift installiert. Für die Auszubildenden wird ein betriebsinternes speziell zugeschnittenes Förderprogramm, in enger Abstimmung mit der Berufsschule individuell erstellt. Außerdem werden sie nach Abschluss der Ausbildung in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen.

In der Kategorie „11 bis 100 Mitarbeiter“ hat das Reinigungsunternehmen Forever Clean die Auszeichnung erhalten. 30 der 77 Mitarbeiter des Unternehmens sind Menschen mit Behinderung. Damit verwirklicht Forever Clean Inklusion auf besondere Weise, so das Fazit der Jury. Die türkischstämmige Unternehmerin Aynur Boldaz, hat ihre eigenen Erfahrungen mit Benachteiligung gemacht und will nun anderen gesellschaftlich benachteiligten Menschen helfen – mit Erfolg. So werden die Kunden darüber informiert, dass ihre Gebäude von Menschen mit Behinderung gereinigt werden, und erhält dabei meist positive Reaktionen. So sensibilisiert Forever Clean auch andere Unternehmen für das Thema Inklusion. Außerdem ist es der Unternehmerin gelungen, in einer von Fluktuation geprägten Branche, eine stabile Beschäftigtenstruktur zu schaffen.

Persönliches Engagement war auch bei den Gewinnern der Kategorie „1 bis 10 Mitarbeiter“ ausschlaggebend. Seit seinem 16. Lebensjahr ist Manuel Reinbold querschnittsgelähmt, trotz Ausbildung fand er keinen Arbeitsplatz. Eine Kooperation seiner Hausärztin Heide Forstreuter-Walbert mit dem im selben Haus ansässigen Gasthof Freiämter Hof ermöglichte ihm schließlich den Weg ins Arbeitsleben. Die beiden Kleinbetriebe nahmen kostenintensive Planungs- und Umbaumaßnahmen in Kauf, um dem jungen Mann jeweils in halber Stelle zu beschäftigen. Für beide Unternehmen ist der 24-jährige nun jeweils 15 Stunden in der Verwaltung tätig.

Die Gewinner des Inklusionspreises 2014 beweisen, dass Inklusion unabhängig von der Unternehmensgröße gelingt: „Wenn Arbeitgeber ihren Beschäftigten – egal ob mit oder ohne Behinderung – die Möglichkeit geben, ihre besonderen Fähigkeiten einzubringen, profitieren alle Beteiligten“, so das positive Fazit der Initiatoren.

Eine Broschüre des Inklusionspreises 2014 mit einer ausführlichen Dokumentation aller Preisträger zum Download.


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