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Fabrikschiffe – der Fluch der Meere

Die überdimensionierten Fangflotten sind ein globales Problem mit alarmierenden, unbestreitbaren Folgen, schreibt Greenpeace in einem neuen Report über die fahrenden Fabrikschiffe. Rund 87.000 Schiffe umfasst die Industriefangflotte in der EU, doch nur etwa drei Prozent dieser Schiffe sind länger als 24 Meter. Doch nur wenige dieser Schiffe tragen nach Angaben von Greenpeace die Hauptverantwortung für die Zerstörung der Ozeane. Zwanzig der größten und schädlichsten Schiffe werden in dem neuen Report aufgeführt.

Hamburg (csr-news) > Die überdimensionierten Fangflotten sind ein globales Problem mit alarmierenden, unbestreitbaren Folgen, schreibt Greenpeace in einem neuen Report über die fahrenden Fabrikschiffe. Rund 87.000 Schiffe umfasst die Industriefangflotte in der EU, doch nur etwa drei Prozent dieser Schiffe sind länger als 24 Meter. Doch nur wenige dieser Schiffe tragen nach Angaben von Greenpeace die Hauptverantwortung für die Zerstörung der Ozeane. Zwanzig der größten und schädlichsten Schiffe werden in dem neuen Report aufgeführt.

Fischerei-Monster nennt Greenpeace diese Schiffe. Manche von ihnen können mehr als 6.000 Tonnen Fische lagern und einfrieren. Meist sind sie wochenlang unterwegs und fischen ohne Unterbrechung. “Diese Fischereimonster holen weltweit riesige Mengen Fisch und Beifang aus den Meeren, während den Kleinfischern an den Küsten nichts mehr in die Netze geht”, sagt Thilo Maack, Meeresexperte von Greenpeace. Dabei reicht den Schiffen ein Fanggebiet meist nicht aus. Die unter deutscher Flagge fahrende “Helen Mary” fischt beispielsweise auch vor Westafrika nach Hering, Makrele und Sardinen – dabei sterben in den Grundschleppnetzen des 116 Meter langen Fabrikschiffes auch Hammerhaie, Manta-Rochen und Delphine. Gebaut wurde das Schiff 1994 maßgeblich mit Steuergeldern: Über 6,2 Millionen Euro an Subventionen steuerte die EU bei, acht Jahre später 130 000 Euro zur Modernisierung. Überfischung ist ein globales Problem mit unbestreitbaren Folgen: Fast 90 Prozent der Fischbestände sind überfischt oder bis an ihre Grenzen genutzt. Ein Großteil der EU-Fischereirechte liegt in den Händen nur weniger Unternehmen. “Millionenschwere Fischerei-Barone plündern die Ozeane ohne Rücksicht auf ökologische und soziale Belange”, sagt Thilo Maack. Der Greenpeace-Report zeigt auf, mit welchen Tricks die Eigentümer der Fangflotten ihre Gewinne maximieren: Schiffe wechseln die Flaggen, um Zugänge zu Fanggründen zu bekommen. Mit Tarnfirmen und Steueroasen werden Vorschriften umgangen. Beispielsweise meldeten die 18 Fischereischiffe der spanischen Albacora-Gruppe S.A. für 2012 einen Gesamtfang von 171.000 Tonnen Fisch aus dem Pazifik, Atlantik und dem Indischen Ozean. Dabei fuhren nur sechs Schiffe, die 43 Prozent des Gesamtfangs beisteuerten, unter spanischer Flagge, der Rest führte Flaggen der Länder Curaçao, Ecuador, Seychellen, Panama und Kiribati. Die meisten dieser Schiffe haben nur beim Stapellauf einen spanischen Hafen gesehen. „Trotzdem“, so heißt es im Report, „sind ihre wirtschaftlichen Eigentümer in Spanien registriert und erhielten Subventionen von Spanien und der EU“. Hinzu kommt der ungleiche Wettbewerb mit regional tätigen Fischern. Beispielsweise müssten über 50 traditionelle mauretanische Pirogen ein ganzes Jahr lang fischen, um dieselbe Fangmenge zu erreichen, die eines der großen Schiffe an nur einem Tag fängt und verarbeitet. Zudem landen große Teile des verarbeiteten Fisches auch auf den Märkten in Afrika und Asien und sind damit erneut eine bedrohliche Konkurrenz für die regionale Fischerei. Das Gremium „Africa Progress Panel“ hat vor kurzem erklärt: „Neben dem Versiegen der regionalen Einnahmequellen in der Region trägt dieser Raubbau zur Reduktion der Fischbestände bei, wobei die Fänge von handwerklichen Fischern verringert und die Meeresumwelt geschädigt wird. Darüber hinaus werden der Lebensunterhalt und die Ernährungssicherheit von Millionen Menschen in Westafrika aufs Spiel gesetzt.“ Der Report zeigt aber auch Lösungen auf, etwa wie sich durch den Abbau der EU-Fangflotten Fischbestände erholen und Arbeitsplätze durch die handwerkliche Fischerei entstehen könnten. So fordert Greenpeace die Politik auf, Meere und Menschen zu schützen und die schonende Kleinfischerei zu fördern. „Die EU-Fischereiminister müssen schrittweise dafür sorgen, dass zerstörerische Fabrikschiffe aus dem Verkehr gezogen werden“.

Der Report „Fischereimonster – Der Fluch der Meere, Die zerstörerische Konzentration von Macht und Quoten in der EU-Fischfangindustrie“ zum Download.


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