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Designausbildung fast ohne Nachhaltigkeitsbezug

Kommunikation und Design haben einen erheblichen Einfluss auf die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft. Immerhin rund 80 Prozent aller produktbezogenen Umwelteinflüsse werden während des Designprozesses festgelegt, hat das Fraunhofer Institut IZM ermittelt. Und die UNEP betont die wichtige Rolle der Kommunikation für den Wandel hin zu einer nachhaltigen Entwicklung. Doch wird der Designnachwuchs auf seine wichtige Rolle vorbereitet? Eine Untersuchung der Nachhaltigkeitsagentur futurestrategy kommt zu einem ernüchternden Ergebnis.

Berlin (csr-news) > Kommunikation und Design haben einen erheblichen Einfluss auf die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft. Immerhin rund 80 Prozent aller produktbezogenen Umwelteinflüsse werden während des Designprozesses festgelegt, hat das Fraunhofer Institut IZM ermittelt. Und die UNEP betont die wichtige Rolle der Kommunikation für den Wandel hin zu einer nachhaltigen Entwicklung. Doch wird der Designnachwuchs auf seine wichtige Rolle vorbereitet? Eine Untersuchung der Nachhaltigkeitsagentur futurestrategy kommt zu einem ernüchternden Ergebnis.

Mit dem Lucky Strike Junior Designer Award werden jedes Jahr herausragende Abschlussarbeiten von Design-Studenten ausgezeichnet. In diesem Jahr ging der Preis an die Masterarbeit des Teams Moritz Schmidt und Timo Röhrig von der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd. In ihrer Arbeit „Tradition Zukunft – Gestaltung für nachhaltige Lebensstile“ zeigen die beiden Nachwuchs-Designer mit einem theoretischen Konzept und zwei praktischen Anwendungen, wie ein nachhaltig angelegter Gestaltungsprozess heute aussehen kann. Sie haben die Jury überzeugt, in dem sie dargelegt haben, „dass Nachhaltigkeit mehr sein kann für die Gestaltung als ein bloßer Vorsatz, wenn sie sich als Denk- und Handlungsprinzip versteht“. Das sich Designstudenten so intensiv mit Nachhaltigkeit in Gestaltungsprozessen beschäftigen scheint nicht selbstverständlich zu sein. In einer aktuellen Studie hat die Nachhaltigkeitsagentur futurestrategy zusammen mit Studenten des Berliner Institute of Design das Lehrangebot zum Thema Nachhaltigkeit an Designhochschulen untersucht. Das Ergebnis überrascht. Obwohl inzwischen klar ist, dass Nachhaltigkeit bereits in der frühen Phase der Produktentwicklung ansetzen muss, wird der Design-Nachwuchs nur unzureichend darauf vorbereitet. Lediglich 16 Hochschulen (9,8%) bieten explizit und nachvollziehbare Lehrangebote zum Thema Nachhaltigkeit an. Schon 2004 hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) auf die Notwendigkeit hingewiesen Nachhaltigkeit in der universitären Ausbildung zu verankern. „Nachhaltigkeit als übergeordnetes Thema muss Pflichtveranstaltung aller Studiengänge werden, wenn die globalen Herausforderungen in Zukunft bewältigt werden sollen“. Stephan Bohle von futurestrategy: „Diese Forderung erscheint anlässlich des Ergebnisses der Studie als reines Wunschdenken, zumindest an Deutschlands Designschulen“.

Nachhaltigkeitslehre

Insgesamt wurden die Studienangebote von 162 Schulen (Universitäten, Hochschulen, Fachhochschulen und Privatschulen) in den Fachgebieten Grafikdesign, Kommunikationsdesign, Produktdesign, Industrial Design, Foto- und Filmdesign und Fashion Design in die Untersuchung einbezogen. Die Ergebnisse der Recherche wurden mithilfe eines 7-Stufenmodells bewertet und eingeordnet. Insgesamt studieren rund 1,1 Prozent aller Studenten an einer Designschule – in Zahlen sind dass rund 30.000. Der größte Teil von ihnen wird während des Studiums nur am Rande mit dem Thema Nachhaltigkeit konfrontiert. Von den 16 Hochschulen mit einem entsprechenden Angebot gehören zwei zur Stufe 1, das heißt, sie bieten freiwillig belegbare Zusatzangebote an. Erst ab Stufe 3 werden Nachhaltigkeitsinhalte im Rahmen des Studiums verpflichtend. Dieser Stufe gehören sechs Schulen an. Die vollständige Implementierung der nachhaltigen Entwicklung in das Leitbild der Hochschule und die Ausrichtung des Studienangebots an diesem Leitbild entspricht der Stufe 7 und wird nur von einer Hochschule erreicht, der Kölner Akademie für Gestaltung ecosign. „Alles in allem aber ein trauriges Fazit anlässlich der gerade zu Ende gegangenen UN Dekade für Nachhaltige Bildung, die scheinbar von der Mehrzahl der Kreativschulen völlig verschlafen wurde“, so Bohle. „Aber damit reiht sich dieses Ergebnis nahtlos in das Bild ein, dass die Kommunikationsindustrie generell liefert. Warum soll es dem Nachwuchs da auch besser ergehen?“


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