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Frauen in Führungspositionen: Viele wollen nicht aus ihrer „Komfortzone“ heraustreten

Dax-Konzerne finden kaum Top-Frauen für ihre Führungsetagen. So berichtet die Rheinische Post (RP) in ihrer heutigen Ausgabe und verweist darauf, dass immer noch weniger als ein Fünftel dieser Positionen weiblich besetzt sind. CSR NEWS sprach darüber mit der Kölner Kommunikationsdesignerin Gabriele Collier.

Köln (csr-news) – Dax-Konzerne finden kaum Top-Frauen für ihre Führungsetagen. So berichtet die Rheinische Post (RP) in ihrer heutigen Ausgabe und verweist darauf, dass immer noch weniger als ein Fünftel dieser Positionen weiblich besetzt sind. CSR NEWS sprach darüber mit der Kölner Kommunikationsdesignerin Gabriele Collier. In einer Interviewreihe lässt CSR NEWS Experten aus dem Verzeichnis der CSR People zu aktuellen Themen zu Wort kommen.

CSR NEWS: Ist die Quote für Frauen in Aufsichtsräten richtig oder ein Fehler?

Gabriele Collier: Die Quote für Frauen in Aufsichtsräten sehe ich als zeitlich begrenztes Instrument, um es Frauen, die solche Positionen anstreben, zu ermöglichen, sich trotz teilweise verkrusteter Strukturen durchzusetzen. Somit ist die Quote im Augenblick richtig. Sie sollte dazu dienen, innerhalb der Unternehmen ein Umdenken anzuregen, wie Frauen Familie und Beruf unter einen Hut bringen können – ohne dabei einen Karriereknick in Kauf nehmen zu müssen.
Allerdings müssen auch die Frauen umdenken. Denn um Karriere zu machen, muss Verantwortung übernommen werden, Engagement aufgebracht werden und der Wille da sein, sich durchzusetzen. Viele Frauen wollen aber gar nicht aus ihrer “Komfortzone” heraustreten. Darin sehe ich den größten Knackpunkt der Quote, denn ich kann mir sehr gut vorstellen, dass nicht wenige Unternehmen Schwierigkeiten damit haben werden, die Stellen mit geeigneten Anwärterinnen zu besetzen.

Die Diskussion über die Frauenquote konzentriert sich auf Konzerne. Wie steht es um die Chancen für Frauen im Mittelstand?

Eigentlich gibt es „den Mittelstand“ in Deutschland so gar nicht. Es gibt in dieser Gruppe Unternehmen, die sehr modern aufgestellt sind und Frauen teilweise bessere Chancen bieten, als Konzerne dies tun. Diese Unternehmen haben erkannt, dass – bedingt durch die demografischen Veränderungen – auf die weiblichen Talente nicht verzichtet werden kann. Andere Unternehmen hingegen handhaben das Thema Chancen für Frauen noch so wie im letzten Jahrhundert. Hier haben talentierte Frauen entsprechend das Nachsehen.

Welche Rolle spielen Nachhaltigkeitsthemen im Bundesverband der Frau in Business und Management?

In meinen letzten Jahren als Mitglied des Bundesvorstands habe ich aktiv versucht, das Thema Nachhaltigkeit als Chance für Unternehmen zu platzieren und die Mitglieder zu informieren und zu sensibilisieren. Ich bin schlussendlich zu der Erkenntnis gelangt, dass die Mitglieder so sehr in ihrem Bild der benachteiligten Frau verhaftet waren, dass Chancen, zukunftsträchtige Themen zu besetzen und dabei über den Tellerrand des reinen Frauenthemas zu gucken, nicht nur nicht genutzt wurden, sondern schon fast als Angriff auf ein – wie ich finde – verkrustetes Weltbild gewertet wurden. Das Bild der benachteiligten Frau funktioniert als Kitt für einen solchen Verband so wunderbar, weil sich dahinter Realitäten verstecken lassen, wie dass viele einfach nicht bereit sind, größer zu denken, mehr als der Durchschnitt zu arbeiten oder die Bürde der Verantwortung zu tragen.

Gehen weibliche Manager das Thema Nachhaltigkeit anders an als ihre männlichen Kollegen?

Ich möchte mich dagegen wehren, den Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit am Geschlecht des jeweiligen Managers festzumachen. Wie Manager in ihrem Unternehmen agieren, hängt m.E. von der Persönlichkeit und dem Verständnis für den Themenkomplex der Nachhaltigkeit ab. Gerne wird ein klischeehaftes Bild gezeichnet von Managerinnen, die sich kommunikativ und verständnisvoll von den aggressiven und bestimmenden männlichen Kollegen abheben. Die Realität sieht aber deutlich anders aus.

Herzlichen Dank!


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