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Stiftung Warentest: Sauberes Gold ist schwer zu finden

Gifte Chemikalien, Kinderarbeit, Ausbeutung oder Finanzierung von Bürgerkriegen, der Abbau von Gold ist ein schmutziges Geschäft. Zwar gibt es Alternativen, doch sind diese für Verbraucher kaum verlässlich zu erkennen. Das hat eine Umfrage der Stiftung Warentest unter Kreditinstituten und Händlern ergeben. Auf gängige Zertifizierungen kann man sich demnach nicht verlassen. Die Branche geht Umwelt- und soziale Probleme noch nicht entschieden an, so das Fazit. In der Schmuckindustrie ist das Bewusstsein für die Probleme ausgeprägter.

Berlin (csr-news) > Gifte Chemikalien, Kinderarbeit, Ausbeutung oder Finanzierung von Bürgerkriegen, der Abbau von Gold ist ein schmutziges Geschäft. Zwar gibt es Alternativen, doch sind diese für Verbraucher kaum verlässlich zu erkennen. Das hat eine Umfrage der Stiftung Warentest unter Kreditinstituten und Händlern ergeben. Auf gängige Zertifizierungen kann man sich demnach nicht verlassen. Die Branche geht Umwelt- und soziale Probleme noch nicht entschieden an, so das Fazit. In der Schmuckindustrie ist das Bewusstsein für die Probleme ausgeprägter.

Die Interessenvertretung der Goldkonzerne, das World Gold Council empfiehlt Verbrauchern, Gold von den Händlern zu kaufen, die sich über die Einhaltung von Standards zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Gold verpflichtet haben. Was auf den ersten Blick sinnvoll klingt, lässt sich für Verbraucher allerdings kaum umsetzen. Das zeigt die Umfrage der Stiftung Warentest unter 17 großen Kreditinstituten und 13 Händlern. Die Tester wollten wissen, welche Wege das Gold, das sie anbieten, genommen hat. Nur zehn Kreditinstitute und sieben Goldhändler gaben überhaupt Auskunft und die verweisen alle auf entsprechende Zertifizierungen.

Käufer müssen sich auf Zertifikate verlassen

Die Goldverkäufer beziehen ihre Waren in der Regel von Zwischenhändlern, beispielsweise der Bayerischen Landesbank. Als Käufer muss man sich auf Zertifikate verlassen, weil die Herkunft von raffiniertem Gold durch eine Analyse des Metalls kaum möglich ist. „Doch was hinter den Siegeln steht und wie sauber das Gold tatsächlich ist, stellten viele Goldanbieter auch auf Nachfrage nicht klar dar“, so die Tester. Gängig ist „konfliktfreies“ Gold. Das bedeutet, dass es nicht im Zusammenhang mit der Finanzierung von Terrorismus und kriegerischen Auseinandersetzungen in der Demokratischen Republik Kongo steht. So verweist beispielsweise die Stadtsparkasse Oberhausen auf den Standard „London good delivery“ der Handelsorganisation London Bullion Market Association (LBMA). Vertriebspartner der Stadtsparkasse Oberhausen ist die Bayern LB und die halte den LBMA-Standard konzernweit ein.

Kaum Beachtung der sozialen und ökologischen Aspekte

Doch konfliktfrei ist nur ein Teilaspekt, der soziale und vor allem ökologische Fragen nicht umfasst. Auf Nachfrage durch die Tester gab die Bayern LB an, „man gehe davon aus, dass in sämtlichen Goldprodukten die sie verkaufe, kein mithilfe von Cyanid oder Quecksilber extrahiertes Gold enthalten sei“. Doch so einfach ist es nicht, denn die Scheideanstalt Heraeus, bei der die Bank untern anderen ihr Gold bezieht, gibt an: „Der Einsatz von Cyaniden beziehungsweise Quecksilber ist bei der Gewinnung von Gold nicht zu vermeiden“. Darüber hinaus bezieht sich die Formulierung konfliktfrei nur auf kriegerische Aktivitäten in der Demokratischen Republik Kongo. Auseinandersetzungen in anderen Teilen der Welt werden dabei gar nicht betrachtet. Doch konfliktfreies Gold ist auch für die Elektronikindustrie von Bedeutung, die beispielsweise über ihre Conflict-Free Sourcing Initiative (cfsi) Gold zertifiziert. Die Branche wird vor allem durch den Dodd-Frank-Act getrieben, der seit 2010 Unternehmen, die an einer US-amerikanischen Börse notiert sind, zur Offenlegung ihrer Lieferkette hinsichtlich des Goldbezugs aus dem Kongo, verpflichtet. Durch die globalisierten Lieferketten sind auch die Zulieferer weltweit mit dem Thema Konfliktfreiheit konfrontiert. Dennoch wird im Kongo weiter Gold gefördert. Die OECD geht davon aus, dass es teilweise als sogenanntes Recyclinggold deklariert in den Kreislauf gerät. Darüber hinaus konnten die Händler kaum verwertbare Angaben zur Achtung sozialer und ökologischer Belange machen. Sie verwiesen auf Selbstverpflichtungen hatten aber keine unabhängigen Zertifikate, die deren Einhaltung bestätigen könnten.

Schmuckbranche scheint sensibler

In der Schmuckindustrie ist das Bewusstsein für die Probleme ausgeprägter. So gaben der Großhändler Philoro und die Deutsche Bank an, sogenanntes Green Gold von der Schweizer Scheideanstalt Valcambi zu vertreiben. Zwar veröffentlicht Valcambi bestimmte Kriterien wie etwa der umweltverträgliche Rückbau von Goldminen oder faire, über dem Mindestlohn liegende Löhne, gegenüber den Testern wollte man sich aber nicht äußern. Die Lieferkette einer Produktionslinie von Valcambi wurde vom Responsible Jewellery Council (RJC) zertifiziert und umfasst neben der Konfliktfreiheit, auch Umwelt- und Sozialaspekte. Der RJC-Standard stammt aus der Schmuckindustrie und ist, wenn auch nicht vollständig überzeugend, doch umfangreicher. Die Schmuckbranche scheint sensibler, weil es die Kunden sind. Während bei den Barren als Vermögensanlage weniger auf problematische Aspekte geachtet wird, reagieren die Kunden anders, wenn es um ihre Ketten oder Ringe geht. Einige Goldschmiede und Juweliere bieten Schmuck aus Minenkooperativen an, die sich höhere Standards gesetzt haben. Ohne Chemikalien wird Gold in geringen Mengen in Deutschland gefördert.


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