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Textilbündnis bleibt „ehrgeiziger Standard“: Große Unternehmen und Verbände treten bei

Textilverbände und führende Unternehmen der Branche haben am Dienstag ihren Beitritt zum „Bündnis für nachhaltige Textilien“ erklärt. Sie waren dem von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) initiierten und im vergangenen Oktober gegründeten Zusammenschluss zunächst ferngeblieben und hatten später in Nachverhandlungen eine Änderung der Bündnisvereinbarungen erreicht. „Wir haben uns auf sehr ehrgeizige Standards geeinigt, da gab es keine Abstriche“, sagte dazu heute in Berlin der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesentwicklungsministerium, Thomas Silberhorn, MdB (CSU), auf Nachfrage von CSR NEWS.

Berlin (csr-news) – Textilverbände und führende Unternehmen der Branche haben am Dienstag ihren Beitritt zum „Bündnis für nachhaltige Textilien“ erklärt. Sie waren dem von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) initiierten und im vergangenen Oktober gegründeten Zusammenschluss zunächst ferngeblieben und hatten später in Nachverhandlungen eine Änderung der Bündnisvereinbarungen erreicht. „Wir haben uns auf sehr ehrgeizige Standards geeinigt, da gab es keine Abstriche“, sagte dazu heute in Berlin der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesentwicklungsministerium, Thomas Silberhorn, MdB (CSU), auf Nachfrage von CSR NEWS.

Die Bündnisziele müssten so fixiert werden, dass Unternehmen eine Chance erhielten, diese auch tatsächlich zu erreichen. Silberhorn weiter: „Wir haben uns auf einen Weg verpflichtet, der gangbar ist.“ Innerhalb weniger Wochen sei die Zahl der Bündnismitglieder von etwa 60 auf über 100 gestiegen. Dass nun große Unternehmen dazugehören, böte die Chance, mit dem Bündnis den Massenmarkt zu verändern.

Europäische Initiative angekündigt

Zugleich sicherte der Staatssekretär das Engagement der Bundesregierung für ein europäisches Textilbündnis zu: „Wir sind uns im Klaren darüber, dass Nachhaltigkeitsstandards kein Land alleine durchsetzen kann“, so Silberhorn. Noch für dieses Jahr erwarte er dazu eine „Flaggschiff-Initiative“ der Europäischen Kommission.


Thomas Silberhorn MdB

Wie Silberhorn sagte, habe sich die Regierung darauf festgelegt, spätestens ab 2020 beim eigenen Textilbezug 50% aus nachhaltigen Quellen zu ordern. Die Regierung könne nicht nur Forderungen an Unternehmen richten, sondern müsse selbst mit gutem Beispiel vorangehen, so der CSU-Politiker.

Erfolgreiche Nachverhandlungen

Handelsvertreter zeigten sich mit den in Verhandlungen erreichten Modifizierungen am Bündnistext zufrieden. „Wir haben mit dem Textilbündnis einen ambitionierten Aktionsplan erarbeitet, der nun einen breiten Beitritt der Wirtschaft ermöglicht“, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland, Stefan Genth. Und für den Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der deutschen Textil- und Modeindustrie, Uwe Mazura, seht fest: „Die unterschiedlichen Startvoraussetzungen von mittelständischen und von großen Unternehmen werden im Prozess ausdrücklich berücksichtigt“.

Kritik hatte es seitens der Wirtschaft insbesondere an den umfangreichen Anhängen zum Bündnistext gegeben. Das seien „Wunschlisten“, denen es an einer Priorisierung, einem Managementsystem und an Evaluierbarkeit fehle, hieß es von Beratungsteilnehmern. In Beratungen zwischen der Steuerungsgruppe des Bündnisses und Wirtschaftsverbänden wurden Änderungen in dem Aktionsplan vereinbart und etwa die Verbindlichkeit der umfangreichen Anhänge herabgesetzt. Im aktuellen Text heißt es dazu: „Die Annexe sind die Grundlage für die Weiterentwicklung und Definition der Bündnisstandards und Umsetzungsmaßnahmen.“

Hinzugekommen sind Bestimmungen zu einem regelmäßigen und von unabhängigen Dritten durchzuführenden Review. Die Zielerreichung wird in dem aktuellen Text als Prozess beschrieben: „Die Mitglieder des Textilbündnisses verpflichten sich auf einen gemeinsamen Prozess der Zielverfolgung mit dem Zweck der Erreichung der Bündnis-Standards und -ziele.“ Und es wird vereinbart, dass das Bündnis den Anschluss an europäische und internationale Initiativen und Institutionen suchen wird.

Die neuen Mitglieder

Unternehmen und Verbände hatten ihre Beitrittserklärung miteinander abgestimmt am gleichen Tag publik gemacht. Zu den am Dienstag Beigetretenen gehören die Unternehmen Accessu, Adidas, Adler, Aldi Nord, Aldi Süd, Bierbaum-Proenen, Bugatti, C&A, Dieckhoff, Dressler, Elmer & Zweifel, Ernsting‘s Family, Hugo Boss, Hakro, H&M, KiK, Kübler, Lidl, Olymp, Otto Group, Peppermint, Pikeur, Rewe Group, Seidensticker, Tchibo, Wilvorst und Wilox sowie auf Verbandsseite der Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie, der Handelsverband Deutschland, GermanFashion Modeverband, der Bundesverband der Deutschen Sportartikel-Industrie sowie die Außenhandelsvereinigung des deutschen Einzelhandels.

Das Textilbündnis war im Oktober 2014 von Bundesentwicklungsminister Müller als Reaktion auf unwürdige Arbeitsbedingungen in der textilen Lieferkette, Umweltverschmutzung und Katastrophen wie den Einsturz einer Textilfabrik in Dhaka/Bangladesch mit über 1.100 Toten ins Leben gerufen worden.

Die >> Website des Textilbündnisses, u.a. mit dem Aktionsplan

Änderungen am Bündnistext >> im Überblick

Lesen Sie >> hier mehr über die gesellschaftliche Unternehmensverantwortung in der Textilbranche.

Fotos: Textilarbeiter in Dhaka/Bangladesch (Titelbild); Staatsekretär Thomas Silberhorn am Dienstag in Berlin (beide: Achim Halfmann / CSR NEWS)


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Kommentar

  • Zu den neuen Arbeitsgrundlagen des „Bündnis für nachhaltige Textilien“ gibt es auch kritische Kommentare: Die Ziele seien jetzt verwässert und zu unverbindlich. Der neuen Multistakeholder-Initiative sollte man unbedingt eine Chance geben, meine ich. Sie wird Ergebnisse vorlegen müssen, und die brauchen dann ein großes öffentliches Interesse. Aber es ist schon einiges damit erreicht, dass alle Beteiligten an einem Tisch sitzen. Und schließlich bleibt zu wünschen, dass ein ähnlicher Dialog auf europäischer Ebene gelingt.

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