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Nachhaltigkeitsinitiative der Chemischen Industrie berichtet über Fortschritte

Nachhaltigkeit als Leitbild in der deutschen Chemiebranche zu verankern war das Ziel der 2013 gegründeten Nachhaltigkeitsinitiative Chemie³. Mit 12 formulierten Leitlinien will die Branche ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung beisteuern. Gut 2 ½ Jahre später berichtet die Initiative erstmals über Fortschritte und Hindernisse.

Frankfurt (csr-news) > Nachhaltigkeit als Leitbild in der deutschen Chemiebranche zu verankern war das Ziel der 2013 gegründeten Nachhaltigkeitsinitiative Chemie³ (Bericht auf CSR-NEWS). Mit 12 formulierten Leitlinien will die Branche ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung beisteuern. Gut 2 ½ Jahre später berichtet die Initiative erstmals über Fortschritte und Hindernisse.

In der Chemischen Industrie werden Produkte hergestellt, die nahezu alle Bereiche unseres Lebens betreffen. Dass ihre Branche kritisch beobachtet wird, gehört für die Öffentlichkeitsarbeiter in den Unternehmen zum Alltag. Und immer wenn die von Nachhaltigkeit oder Umweltschutz reden, gilt dies ganz besonders, ist schnell von Greenwashing die Rede. Transparenz zu schaffen und den Dialog auch mit den kritischen Beobachtern zu suchen, sind deshalb wichtige Ziele in der Nachhaltigkeitskommunikation aber ebenso große Herausforderungen. Als sich der Verband der Chemischen Industrie (VCI), die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) und der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) zur Nachhaltigkeitsinitiative Chemie³ zusammengeschlossen haben, waren es vor allem diese Themen, die im Mittelpunkt der geplanten Aktivitäten standen.

Umsetzen in die Betriebspraxis ist anspruchsvoll

„Höchste Priorität geben wir dem Ziel, die Initiative in die Breite der Branche zu tragen“, betont VCI-Präsident Marijn Dekkers in dem Bericht, räumt aber auch ein: „Hierfür brauchen wir mehr Zeit und Ressourcen als gedacht. Das Umsetzen unserer Ziele in die Betriebspraxis ist anspruchsvoll“. Es sind nicht primär die Branchenriesen wie BASF oder Bayer denen die Initiative unter die Arme greifen will, vielmehr sollen die kleineren und mittleren Betrieb dabei unterstützt werden, die 12 Leitlinien umzusetzen. Zahlreiche Unterstützungsangebote die von Handbüchern bis zu Veranstaltungen reichen, sollen den Mitgliedern das nötige Hintergrundwissen liefern und mit guten Praxisbeispielen zur Nachahmung ermuntern. Zu den wichtigsten Fortschritten ihrer bisherigen Arbeit zählt die Initiative denn auch die im vergangenen Jahr eingerichtete Online-Plattform für Mitglieder www.chemiehoch3.de. „In keinem anderen Land und in keinem anderen Industriezweig arbeiten Industrie, Arbeitgeber und Gewerkschaft gemeinsam und so systematisch an dem Ziel, Nachhaltigkeit in einer ganzen Branche zu etablieren“, so Michael Vassiliadis, Vorsitzender der IG BCE.

31 Handlungsfelder entlang der 12 Leitlinien

Im Fortschrittsbericht werden einzelne der Werkzeuge für Mitgliedsunternehmen, wie den eigens entwickelten Chemie3-Nachhaltigkeits-Check vorgestellt und auch über die Erfahrungen aus den beteiligten Unternehmen berichtet. Mit dem Check soll den in den Mitgliedsunternehmen ein Verständnis für die Herausforderungen eines professionellen Nachhaltigkeitsmanagements geweckt werden. Nur so könnten Erwartungen der Stakeholder und auch die Chancen und Risiken der eigenen unternehmerischen Tätigkeit erkannt werden. Der Nachhaltigkeits-Check umfasst 31 Handlungsfelder entlang der 12 Leitlinien. „Die Unternehmen können in Form einer Selbstbewertung prüfen, welche Themen in puncto Nachhaltigkeit für sie tatsächlich besonders relevant sind“, heißt es dazu im Bericht. Der Check würde wie eine vereinfachte Materialitätsanalyse funktionieren. Erste Tests wurden im vergangenen Jahr mit 12 Pilotunternehmen durchgeführt. „Der Check hat uns gezeigt, dass wir neben Qualitätskriterien stärker noch Nachhaltigkeitsaspekte bei der Bewertung unserer Lieferanten berücksichtigen müssen“, wird beispielsweise Henriette Starke, geschäftsführende Gesellschafterin bei der APOGEPHA Arzneimittel GmbH in Dresden zitiert. Auch in den anderen beteiligten Unternehmen führte der Check zu neuen Erkenntnissen und zwar in den unterschiedlichsten Bereichen, von der Mitarbeiterqualifikation über das betriebliche Gesundheitsmanagement bis hin zur systematischen Integration von Nachhaltigkeit in die Innovationsprozesse.

 17 Mitwirkende im Stakeholder-Dialogkreis

Darüber hinaus dokumentiert der Fortschrittsbericht den kontinuierlichen und kritischen Austausch mit wichtigen Stakeholdern. Bereits vor dem offiziellen Start der Initiative und bei der Ausarbeitung ihrer zwölf Leitlinien hatten die Allianzpartner wichtige Stakeholder und ihre Erwartungen zur Nachhaltigkeit in der chemischen Industrie eingebunden. Inzwischen umfasst der eingerichtete Stakeholder-Dialogkreis 17 Mitwirkende, zu denen Umweltorganisationen wie der NABU ebenso dazu wie Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), das Sozialwissenschaftliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), das Wittenberg-Zentrum für Globale Ethik e.V. (WZGE), der Deutsche Gewerkschaftsbund oder Unternehmen wie Bosch und Otto gehören. „Wir nutzen den Dialog mit den Stakeholdern auch, um die Bedeutung von wirtschaftlichem Erfolg für die Zukunft aller herauszustellen. Denn ohne diesen Erfolg kann die Branche keine Lösungen für globale Herausforderungen und damit Antworten auf ökologische und soziale Fragen entwickeln“, so Dekkers. Im Fortschrittsbericht werden als Fragen und Forderungen ausgewählter Stakeholder veröffentlicht, allesamt natürlich beantwortet, allerdings sind unangenehme Fragen auch nicht dabei. Interessant ist eine Frage von Bosch, wie Chemie³ erreichen will, dass die Branche auf breiter Basis über ihr Nachhaltigkeitsengagement auch berichtet? Immerhin ist Transparenz herstellen einer die Punkte in den Leitlinien. Dazu hat die Initiative ein Konzept erarbeitet um auch kleineren und mittleren Unternehmen einen schrittweisen Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung zu ermöglichen. Das geht dann mit der Veröffentlichung von Kennzahlen los, kann durch Preisgabe der Ergebnisse aus dem Nachhaltigkeitscheck gesteigert werden und endet schließlich mit gängigen Reporting-Standards wir GRI oder DNK.

Ihren Dialog will die Initiative zudem durch die neue Gesprächsreihe „Zuhören. Verstehen. Handeln – Chemie3 im Dialog“ erweitern. „Mit der neuen Gesprächsreihe wollen wir unser Anliegen, Nachhaltigkeit auf allen Ebenen wirtschaftlichen Handelns zu integrieren, noch stärker in die Öffentlichkeit tragen und durch einen aktiven, transparenten Austausch von Ideen weiterentwickeln“, erläuterte VCI-Hauptgeschäftsführer Utz Tillmann. „Dafür müssen wir einander zuhören. Es geht darum, die Anliegen der anderen zu verstehen und Zielkonflikte zu erkennen. Dann können wir erfolgreich gemeinsam an Lösungen arbeiten.“

Ausarbeitung neuer Fortschrittsindikatoren zur Nachhaltigkeit

Zu den wichtigsten weiteren Zielen von Chemie3 bis 2017 zählt die Ausarbeitung neuer Fortschrittsindikatoren zur Nachhaltigkeit. Anhand dieser sollen sich ökonomische, ökologische und soziale Erfolge der Branche entlang der zwölf Leitlinien künftig messen lassen. Vor allem bei den sozialen Indikatoren beschreiten die Allianzpartner Neuland: „Dieser Diskussionsprozess ist intensiv und braucht Zeit, aber er lohnt sich“, sagt Margret Suckale, Präsidentin des BAVC. „Ende 2016 werden sich dann – zum ersten Mal überhaupt – die Sozialpartner einer Branche auf eine gemeinsame Definition verständigen, was soziale Nachhaltigkeit bedeutet und wie sie gemessen werden kann.“

Der „Fortschrittsbericht 2015“ der Nachhanltigkeitsinitiative Chemie³ als Download.

Foto, von links: Klaus-Peter Stiller, Hauptgeschäftsführer des BAVC; Petra Reinbold-Knape, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands der IG BCE; Utz Tillmann, Hauptgeschäftsführer des VCI.

 


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