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Nachhaltigkeitsmanagement – nur wenige Unternehmen erfüllen Mindestanforderungen

Nur die wenigsten Unternehmen erfüllen die von der Ratingagentur oekom research aufgestellten Mindestanforderungen an die ökologische und soziale Verantwortung von Unternehmen. Nur 16 Prozent der rund 1.600 international tätigen Konzerne erreichten in der aktuellen Bewertung der oekom prime Status und verfügten über die notwendigen Anforderungen an Nachhaltigkeitsmanagement und –leistung. Dennoch bleibt die Agentur optimistisch und sieht eine Chance in den UN Sustainable Development Goals (SDGs), sofern diese als Richtlinien für mehr Nachhaltigkeitsengagement verstanden werden.

München (csr-news) > Nur die wenigsten Unternehmen erfüllen die von der Ratingagentur oekom research aufgestellten Mindestanforderungen an die ökologische und soziale Verantwortung von Unternehmen. Nur 16 Prozent der rund 1.600 international tätigen Konzerne erreichten in der aktuellen Bewertung der oekom prime Status und verfügten über die notwendigen Anforderungen an Nachhaltigkeitsmanagement und –leistung. Dennoch bleibt die Agentur optimistisch und sieht eine Chance in den UN Sustainable Development Goals (SDGs), sofern diese als Richtlinien für mehr Nachhaltigkeitsengagement verstanden werden.

Der Anteil der Unternehmen die mit dem oekom Prime Status ausgezeichnet wurden, sei zwar genauso niedrig wie im Vorjahr, insgesamt sei jedoch ein langsamer Trend hin zu einer generellen Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistungen zu sehen. Etwas mehr als ein Drittel der Unternehmen würden inzwischen erste Ansätze eines strategischen Nachhaltigkeitsmanagements zeigen. Umgekehrt ging der Anteil der als schlecht bewerteten Unternehmen weiter leicht zurück – von rund 50 Prozent in 2014 auf nun knapp 48 Prozent. „Die Ergebnisse unseres Jahresberichts zeigen, dass es noch ein weiter Weg hin zu gelebtem nachhaltigen Wirtschaften ist“, so Robert Haßler, CEO von oekom research. „Nur ein kleiner Teil der Unternehmen hat die Wichtigkeit und Bedeutung einer umfassenden Integration von Nachhaltigkeitskriterien in das Kerngeschäft erkannt. Wir hoffen, dass in Zukunft mehr Unternehmen den positiven Zusammenhang zwischen ökologischer und sozialer Verantwortung und dem Geschäftserfolg erkennen. Institutionelle Investoren sind hier schon einen Schritt weiter und fordern dies mehr und mehr von Unternehmen ein.“

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Der Branchenvergleich der Unternehmen verfestigt das Bild, das sich in den letzten Jahren etabliert hatte: Mit einer Bewertung von 47,4 auf einer Notenskala von 0 bis 100 (Bestnote) schnitten die Hersteller von Haushaltsprodukten wie im letzten Jahr auch am besten ab. An zweiter Stelle stand im Beobachtungszeitraum die Automobilindustrie mit einer Bewertung von 44,4. Schlusslichter sind unter anderem die Versicherungen, die Bau- und Immobilienbranche, die Öl- und Gasbranche sowie der Einzelhandel und das Logistikgewerbe mit Bewertungen zwischen 20 und 25 Notenpunkten. Im Ländervergleich der jeweils besten Unternehmen einer Branche liegt Frankreich mit den meisten Branchenführern deutlich vorne. Im Jahresverlauf 2015 hatten 16 französische Unternehmen eine Platzierung unter den ersten drei Rängen erreicht. Großbritannien und Deutschland folgen auf zweiter und dritter Stelle mit jeweils 13 bzw. 11 Platzierungen.

Keine Klimastrategie

Kontroverse Geschäftspraktiken und Verstöße gegen die im UN Global Compact definierten Prinzipien einer verantwortungsvollen Unternehmensführung wurden 2015 vor allem im Rohstoffsektor festgestellt. Hier häufen sich Landnutzungskonflikte, Menschenrechtsverletzungen und schädliche Auswirkungen auf Ökosysteme und die Umwelt. Involviert sind dabei besonders Öl- und Gasunternehmen, deren Ausrüster und Serviceunternehmen sowie die Metall- und Bergbaubranche. Arbeitsrechtsverletzungen sind vor allem in der Textilindustrie verbreitet und haben im vergangenen Jahr sogar zugenommen. Jedes vierte Unternehmen weist inzwischen entsprechende Verstöße auf.

In diesem Jahr haben sich die Analysten von oekom research die Unternehmensaktivitäten auch unter dem Gesichtspunkt der durch die SDGs definierten Zielsetzungen angeschaut und dabei in den meisten Gebieten einen großen Nachholbedarf festgestellt. Beispielsweise beim Thema Kohle. Obwohl im Kampf gegen den Klimawandel der Kohle eine zentrale Rolle zukommt, stellt oekom research bei lediglich 18 Prozent derjenigen Energieversorgungsunternehmen, die in ihrem Erzeugungsmix noch zu mehr als 30 Prozent auf Kohle setzen, umfangreiche Pläne zur Emissionsreduzierung fest. Auch die Ausrichtung nach einer Klimastrategie fehlt noch bei den meisten Unternehmen, obwohl institutionelle Investoren dies verstärkt in ihrer Strategie berücksichtigen und entsprechende Carbon Divestment-Strategien verfolgen. Bis Ende 2015 waren mehr als 3 Billionen Euro an Assets in Divestment-Strategien gebündelt.

Überwiegend ungenügende Berichterstattungsqualität

Ein anderes zentrales Thema der SDGs ist der Umgang mit Wasser. Es ist elementar für eine sichere Nahrungsmittelversorgung, ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum sowie für Gesundheit und Frieden. Die häufigsten Verstöße diesbezüglich wurden 2015 bei Unternehmen der Metall- und Bergbaubranche festgestellt. In Umwelt- und Menschenrechtskonflikte ist zudem ein Großteil der Unternehmen verwickelt, die im Bereich Palmöl tätig sind. Aus der Perspektive der SDGs zählt Palmöl neben Kohle zu den problematischsten Rohstoffen. Auch die nach wie vor verbreitete Verwendung problematischer Chemikalien – als Agrarchemikalien in der Produktion von Lebensmitteln sowie als endokrine disruptive Chemikalien bei den Herstellern von Haushaltsprodukten, in der Chemie-, Kosmetik- und Elektronikindustrie – steht der Zielsetzung der SDGs entgegen. Es häufen sich Anzeichen dafür, dass Unternehmen hier auf die Entwicklung und den Einsatz alternativer Substanzen setzen.

Abfallentsorgung und Recycling werden von den SDGs als wichtige Maßnahmen zur Erreichung von nachhaltigem Konsum und Verbrauch von Gütern verstanden. Allein in der IT-Branche sieht oekom research einen 20-prozentigen Anstieg der von Unternehmen zurückgenommenen Abfallmenge in den letzten drei Jahren. Ein weiteres Ziel innerhalb der SDGs ist es, die Ungleichheit zwischen Staaten zu verringern. In Bezug auf den Unternehmenssektor hat oekom research vor allem Steuervermeidung und Steuerflucht als entscheidende Problemfelder identifiziert. Die im oekom Corporate Rating abgefragte Transparenz bei der Berichterstattung von Unternehmen zu ihren Gewinnen und Steuerzahlungen zeigt eine überwiegend ungenügende Berichterstattungsqualität: Lediglich 1,1 Prozent erreichen hier die Bestbewertung.

Die Studie „oekom Corporate Responsibility Review 2016“ zum Download.


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