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Gehälter der DAX-Vorstände: Geringere Gewinne führen zu niedrigeren Einkommen

Die Vorstandsgehälter der DAX-Unternehmen sind im vergangenen Jahr erstmals seit 2012 leicht gesunken, während die Löhne der Angestellten gestiegen sind. Dies zeigt die jährliche Studie der Deutschen Schutzvereinigung Wertpapierbesitz (DSW) und der Technischen Universität München (TUM). Anders als in den Vorjahren legten die Unternehmen zudem mehr Wert auf Vergütungen, die an die Entwicklung des Aktienkurses und damit den langfristigen Unternehmenserfolg geknüpft sind.

München (csr-news) > Die Vorstandsgehälter der DAX-Unternehmen sind im vergangenen Jahr erstmals seit 2012 leicht gesunken, während die Löhne der Angestellten gestiegen sind. Dies zeigt die jährliche Studie der Deutschen Schutzvereinigung Wertpapierbesitz (DSW) und der Technischen Universität München (TUM). Anders als in den Vorjahren legten die Unternehmen zudem mehr Wert auf Vergütungen, die an die Entwicklung des Aktienkurses und damit den langfristigen Unternehmenserfolg geknüpft sind. Ausgenommen VW. Trotz Katastrophenjahr konnten VW-Vorstände die höchsten Gehälter erzielen.

Im Durchschnitt verdienten die Vorstände der im Deutschen Aktienindex (DAX) gelisteten Unternehmen  im vergangenen Jahr 3,34 Millionen Euro, das sind 1,8 Prozent weniger als im Vorjahr. Gleichzeitig stiegen die Bruttolöhne in Deutschland um 4 Prozent. Die Angestellten der DAX-Unternehmen verdienten damit im Schnitt 50 Mal weniger als die Vorstände. 2014 lag die Differenz noch beim 54-Fachen. Allerdings sind die Entwicklungen in den einzelnen DAX 30 Unternehmen erheblich. So finden sich Gehaltsanstiege von 95 Prozent auf der einen Seite und Rückgänge um bis zu 44 Prozent auf der anderen Seite. „Solche Schwankungen wären für normale Arbeitnehmer kaum zu verkraften. Bei Vorstandsgehältern aber sind solche Schwankungen der Regelfall“, so Prof. Gunther Friedl vom Lehrstuhl für Controlling der TUM.

Mit einer Ausnahme im Jahr 2012 waren die Vorstandsgehälter seit 2009 stets gestiegen, zuletzt um 1,1 Prozent. 2015 aber fielen die Gewinne der DAX-Unternehmen um mehr als 5 Prozent, und entsprechend sanken auch die sogenannten variablen Barvergütungen um 5 Prozent, also die vorrangig an die Jahresbilanz gekoppelten Zahlungen. Allerdings schrumpfte nicht nur dieser Teil der Gehälter: Auch die festgeschriebenen Grundgehälter wurden um durchschnittlich 1,4 Prozent reduziert.

Um 4,7 Prozent höher lag dagegen der Wert der Aktien, Optionen und Anteilsrechte, die den Vorständen gewährt wurden, wobei die Studie den Wert am Tag der Gewährung der Papiere heranzieht. Diese Art der Vergütung gilt als Anreiz, die Unternehmensführung am langfristigen Erfolg auszurichten, weil die eigenen Aktien dann wertvoller werden. In den Vorjahren hatten die Unternehmen stattdessen die Festgehälter stetig angehoben, während die Vergütung in Aktien noch 2014 um über 10 Prozent gesunken war.

Nicht alle DAX-Unternehmen richten Vergütung am Aktienkurs aus

„Diese Trendumkehr hat uns überrascht“, so Friedl. „Offenbar setzt sich die Erkenntnis durch, dass der langfristige Unternehmenserfolg der wichtigste Maßstab für die Bezahlung der Vorstände sein sollte. Allerdings machen die Fixgehälter, die nicht von der Leistung abhängen, im Schnitt nach wie vor mehr als 30 Prozent der Gesamtvergütung aus. Und noch nicht alle DAX-Unternehmen richten ihre Vergütung am Aktienkurs aus.“

„Die Bemessung der variablen Vergütung auf einen Mehrjahreszeithorizont ist zwar in dem einen oder anderen Fall dafür verantwortlich, dass die Vorstandsvergütungen zum Teil steigen, obwohl die Ergebnisse der Gesellschaften im letzten Geschäftsjahr merklich gesunken sind. Hier wirken die guten Jahre aus der Vergangenheit in der Vergütungshöhe nach. Trotz dieser teilweise paradox anmutenden Entwicklungen halten wir es für sinnvoll, die variablen Bestandteile der Vorstandsvergütung auf eine mehrjährige und damit auf längerfristige Erfolge ausgerichtete Messbasis zu stellen“, sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler.

Volkswagen-Vorstände verdienten am meisten

Am meisten verdienten erneut die Vorstände von Volkswagen mit durchschnittlich 6,97 Millionen Euro, gefolgt von Merck mit 6,27 Millionen Euro und BMW mit 4,44 Millionen Euro. Die Vorstandsvorsitzenden erhielten im Schnitt 5,10 Millionen Euro. Am höchsten entlohnt wurde Daimler-Chef Dieter Zetsche mit 8,54 Millionen Euro. Er löst den langjährigen Spitzenreiter Martin Winterkorn ab, der aufgrund seines Ausscheidens bei Volkswagen im Laufe des Jahres nicht mehr in der Einzelauswertung geführt wird. Karl-Ludwig Kley, Vorstandsvorsitzender von Merck, steht mit 7,89 Millionen Euro auf Platz zwei vor dem neuen VW-Chef Matthias Müller mit 7,35 Millionen Euro.

Auch im internationalen Vergleich schneiden die DAX-Vorstände mit ihren Einkommen gut ab. Sie liegen mit einer durchschnittlichen Gesamtvergütung von 5,1 Millionen Euro oberhalb von Frankreich (4,7 Millionen Euro) und unterhalb der in der Schweiz gezahlten Vergütung (6,8 Millionen Euro). Die im EuroStoxx 50 gewährte Durchschnittsvergütung von 5,7 Millionen Euro erreichen die DAX-Vorstände noch nicht ganz. In den USA ist die durchschnittliche Vergütung der CEOs im DJIA von 15,1 Millionen Euro auf 16,4 Millionen Euro erneut gestiegen.

Hohe variable Vergütung in Deutschland

Auffallend ist jedoch, dass in Deutschland der variable Anteil an der Gesamtvergütung mit 45 Prozent deutlich höher als in anderen Ländern liegt. In Frankreich sind dies durchschnittlich nur 34 Prozent, gut 26 Prozent und in der Schweiz knapp 21 Prozent. Insbesondere in der Schweiz und den USA setzen die Unternehmen verstärkt auf aktienkursbasierte Vergütungselemente, die in der Schweiz gut die Hälfte (50,9 Prozent) und in den USA sogar fast 63 Prozent der Gesamtvergütung ausmachen.

Die höchste Vergütung in Europa erhielt mit 15,2 Millionen Euro der Chef des französischen Autobauers Renault, Carlos Ghosn. Davon zahlte Renault selbst den kleineren Teil von 7,2 Millionen Euro. Der mit 8 Millionen Euro überwiegende Teil stammt von der Vergütung für die Leitung der Beteiligung Nissan. Die Aktionäre haben in der HV 2016 ihre Unzufriedenheit geäußert und mit rund 54 Prozent gegen die Vergütung des CEOs gestimmt. Die Abstimmung ist allerdings – wie in Deutschland –in Frankreich ebenfalls unverbindlich und hatte auch keine Folgen. Die zweithöchste Vergütung in Europa erhielt mit rund 14,1 Millionen Euro der Chef von Roche, Severin Schwan, dicht gefolgt von ABInbev-Lenker, Carlos Brito, der mit 14 Millionen Euro vergütet wurde. Deutlich besser vergütet als in Europa wurden auch in 2015 die CEOs der US-amerikanischen Gesellschaften im DJIA. Hier lag die höchste Vergütung bei 39,2 Millionen Euro. Diese wurde dem Konto von Walt Disney Chef Robert Iger gutgeschrieben. Und auch die Vergütung der Chefs von General Electric (23,6 Millionen Euro), Exxon Mobil (21,5 Millionen Euro) und Goldman Sachs (20,3 Millionen Euro) überschritt die 20 Millionen Euro Marke. Während im DAX kein Vorstand einen zweistelligen Millionenbetrag erhielt, wurden im DJIA 27 der 30 Konzernlenker mit 10 Millionen Euro oder mehr vergütet. In Europa schafften die sieben Manager.


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