Betriebliche Sozialarbeit CSR-Wissen

Betriebliche Sozialarbeit

Autorin des Basisbeitrags: Prof. Dr. Bettina Stoll, Professorin für Sozialmanagement an der Hochschule Fulda, Fachbereich Sozialwesen. Leitungsmitglied des CeSSt – Centre of Research for Society and Sustainability der Hochschule Fulda 


Betriebliche Sozialarbeit (BSA) meint die auf einen Unternehmenskontext bezogenen, professionell begründeten sozialpädagogischen und psychosozialen Interventionen speziell ausgebildeter Fachkräfte. Durch das freiwillige Angebot Betrieblicher Sozialarbeit werden Unternehmen – auch öffentliche Unternehmen/Körperschaften – einem Teil ihrer sozialen Verantwortung gerecht und leisten einen Beitrag zur Humanisierung der Arbeitswelt. Reagiert wird damit auf das Spannungsfeld wirtschaftlicher Abläufe und menschlicher bzw. sozialer Frage- und Problemstellungen sowie der sich daraus ergebenden leistungsmindernden Reibungspunkte. Präventiv soll die Entstehung von konfliktiven Situationen verhindert werden. Ziel ist es, prozessbegleitend auf sozial verträgliche Weise zu einem im doppelten Wortsinn, d.h. wirtschaftlich und sozial, „gesunden Unternehmen“ beizutragen (vgl. Stoll 2013, S. 23).
In institutionalisierter Form wird Betriebliche Sozialarbeit z.B. auch als „Sozialberatung“, „Gesundheitsförderung – Sozialmanagement“ oder „psychosozialer Dienst“ bezeichnet (vgl. Bremmer 2013, S. 9 f.).

1. Aktivitäten Betrieblicher Sozialarbeit (BSA)

Der Bundesfachverband für Betriebliche Sozialarbeit (bbs e.V.) spricht in seiner Rahmenkonzeption für das Arbeitsfeld BSA (2009, S. 4) einerseits von beratenden Tätigkeiten der BSA:

  • für Unternehmen (bei Projekten zu Themen der psychosozialen Gesundheit),
  • für Führungskräfte und Personalverantwortliche (zur Lösung von Problemfällen und Problemfeldern),
  • für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (in psychosozialen Konflikten und Konfliktsituationen).

Davon unterscheiden lassen sich andererseits qualifizierende Tätigkeiten in Form von

  • Schulungen (z.B. zu den Themen psychische Erkrankungen, Sucht, Schulden),
  • Trainingsmaßnahmen (z.B. Kommunikation, Konfliktmanagement),
  • Teamentwicklung.

Gewinnbringend für die Ausübung der Tätigkeit der BSA ist z.B. ein Hochschulabschluss in Sozialpädagogik/Soziale Arbeit.

2. Betriebliche Sozialarbeit – Ausdruck von Corporate Social Responsibility

Mit der enormen Bedeutungszunahme des Konzepts der Corporate Social Responsibility (CSR) erscheint auch die BSA in einem anderen Licht. CSR bezieht sich unter anderem auf die verantwortliche Gestaltung von Arbeits- und Beschäftigungspraktiken, z. B. die Diversität, die Gesundheit der Arbeitnehmer/innen und deren Wohlbefinden, die Integration von Menschen mit Behinderung oder Menschenrechte betreffend (vgl. Europäische Kommission 2011, S. 7). Betriebliche Sozialarbeit ist – bereits seit über 100 Jahren (vgl. Stoll 2013, S. 26 ff.) – ein zentrales Instrument, um diesem sozialen Anspruch als Unternehmen gerecht zu werden.

Dass CSR allgemein nicht unabhängig von Betrieblicher Sozialarbeit bzw. umgekehrt gesehen werden kann, legt die Auswertung einer Befragung von Schweizer Unternehmen nahe: Es zeigt sich, dass Aktivitäten im Bereich der BSA signifikant mit einem Engagement in weiteren CSR-Aktivitäten einhergehen (z.B. mit Corporate Volunteering, betrieblicher Gesundheitsförderung, ökologischen Belangen) (vgl. Baumgartner 2010, S. 223 f.). Entsprechend ist davon auszugehen, dass mit der Bedeutungszunahme von CSR für die Unternehmen auch die Wahrnehmung des Nutzens Betrieblicher Sozialarbeit steigt.
Damit gehen auch Veränderungen in der Rahmen-/Angebotsstruktur der BSA einher:

3. Die BSA-Angebotsstruktur für Unternehmen

Es ist gebräuchlich, zwischen intern und extern angebotener BSA zu unterscheiden (vgl. Bremmer 2010, S. 9) (für beide Angebotsstrukturen können jeweils Vor- und Nachteile verzeichnet werden). Häufig sehen speziell größere Unternehmen und Körperschaften (z.B. Bosch, Daimler, Landeshauptstadt Stuttgart, LVA Westfalen, Siemens) einen Vorteil in einer intern institutionalisierten BSA. Betriebliche Sozialarbeit wird aber auch als externes „soziales Dienstleistungspaket“ angeboten, welches zwar auch durch große Institutionen eingekauft werden kann, aber insbesondere auch für kleine und mittlere Unternehmen geeignet ist, da diese externe Dienstleistung im Verhältnis zur eigenen Größe oft als die wirtschaftlich bessere Option betrachtet wird.

Die externen Anbieter sind nicht selten soziale Dienstleister ohne klassischen Wohlfahrtsgedanken oder eine entsprechende Historie im Hintergrund. Mit der CSR-Diskussion und dadurch entstehenden Annäherungs- und Kooperationstendenzen zwischen gemeinnützigen sozialen Dienstleistern und privatwirtschaftlichen Unternehmen treten verstärkt gemeinnützige wohlfahrtsorientierte Träger in Erscheinung:

Die Caritas bietet z.B. mit Bezug auf CSR eine Service-Hotline an, mit der vor allem mittelständische Unternehmen in der Region psychosoziale Beratung für deren Mitarbeiter erhalten können (vgl. Diözesan-Caritasverband Paderborn 2014). Auch bei der Diakonie findet sich seit wenigen Jahren in zahlreichen Regionen verstärkt das Angebot der BSA (vgl. z.B. Innere Mission – Diakonie München Oberbayern 2011). Ein Rechtsträger des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes berät seit 2009 regionale und überregionale Unternehmen in Betrieblicher Sozialarbeit (vgl. GPS o.J.).

Unabhängig davon, ob interne oder externe (markt-/gewinnorientierte oder gemeinnützige) Anbieter zum Einsatz kommen, die Kosten für die BSA übernehmen jeweils die Unternehmen.

4. Zukunft der BSA

Die Betriebliche Sozialarbeit ist für private und öffentliche Unternehmen ein starkes Instrument, um Corporate Social Responsibility zu leben und glaubhaft nach außen kommunizieren zu können. In dem Maße, in dem Unternehmen CSR als notwendiges Unternehmenskonzept erkennen (müssen), wird auch die Bedeutung der BSA transparenter und offensichtlicher. Es kann damit davon ausgegangen werden, dass die lange Historie der BSA sich auch zukünftig fortsetzen wird und sich Angebot und Nachfrage nach BSA weiter erhöhen und verbreitern werden.

5. Literatur

  • Baumgartner, Edgar (2010): Betriebliche Sozialarbeit – wer engagiert sich aus welchen Gründen? In: Brigitte Liebig (Hg.): Corporate Social Responsibility in der Schweiz. Bern, Stuttgart, Wien: Haupt.
  • Bremmer, Michael (2013): 100 Jahre betriebliche Sozialarbeit – Entwicklung, Geschichte und Wandel der Betriebssozialarbeit. In: Klein, Susanne/Hans-Jürgen Appelt (Hg.): Praxishandbuch betriebliche Sozialarbeit. Asanger Verlag.
  • Europäische Kommission (2011): Mitteilung der Kommission vom 25.10.2011: Eine neue EU-Strategie (2011-14) für die soziale Verantwortung der Unternehmen (CSR).
  • Stoll, Bettina (2013): Betriebliche Sozialarbeit. Aufgaben und Bedeutung, praktische Umsetzung. 2. Aufl. Regensburg: Walhalla.

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