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Marktplatz-Methode

Autor des Basisbeitrags: Dieter SchöffmannInhaber von VIS a VIS Beratung – Konzepte – Projekte


Seit 2006 finden in Deutschland in verschiedenen Städten Marktplätze für Unternehmen und Gemeinnützige (im Folgenden kurz: Marktplatz) statt, bei denen in einem Zeitraum von ein bis zwei Stunden Vertreter gemeinnütziger Organisationen einerseits und gewerblicher Unternehmen andererseits gemeinsame Engagementprojekte verhandeln und schließlich schriftlich vereinbaren. Hierbei werden sie von „Maklern“ unterstützt, so dass am Ende möglichst alle Engagementangebote von gemeinnütziger Seite ein passendes Engagementinteresse auf Unternehmensseite finden und umgekehrt. In der Regel kann auf diesen Marktplätzen von gemeinnütziger Seite nach jeder Art der Unterstützung gefragt werden – außer nach direkten finanziellen Beiträgen. Im Mittelpunkt steht hier das Engagement der Unternehmen mit ihrer Kompetenz, ihrem Personal sowie ihrer Infrastruktur. Benötigt eine gemeinnützige Organisation finanzielle Unterstützung, so kann sie Unternehmen fragen, ob sie für die Organisation ein entsprechendes Fundraising- bzw. Marketingkonzept entwickeln oder etwa als Aktionstag der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Organisation eine Spendensammelaktion durchführen.

1. Entstehungsgeschichte

Organisiert werden die Marktplätze meist von einem Veranstalterbündnis aus lokaler Freiwilligenagentur (oder ähnliche Akteure), gemeinnützigen Organisationen, Wirtschaftsunternehmen und der Kommune. Sie finden meist unter der Bezeichnung „Marktplatz‚ gute Geschäfte‘“ statt, im Ruhrgebiet aber z.B. als „RuhrDAX“.

1.1 Niederländisches Vorbild wird nach Deutschland übertragen

2005 hat die Bertelsmann Stiftung (bertelsmann-stiftung.de) ein mehrjähriges Projekt zur Übertragung der zu diesem Zeitpunkt mehrjährigen niederländischen Marktplatzpraxis (s. unten) auf Deutschland gestartet. Mittels Ausschreibung wurden drei Veranstalter ausgewählt, die 2006 die dann die deutschen Pilotmarktplätze in Jena, Kassel und Frankfurt/Main organisierten. Für die Konzeption der Pilotphase, die fachliche Begleitung der Pilotprojekte sowie die Aufbereitung der Piloterfahrungen für die weitere Skalierung der Marktplatzpraxis wurden von der Bertelsmann Stiftung ein niederländisch-deutsches Beraterteam (Henk Kinds, Community Partnership Consultants, NL; Dieter Schöffmann,VIS a VIS Agentur für Kommunikation GmbH, D) beauftragt.

Unabhängig vom Bertelsmann-Projekt fand ebenfalls in 2006 der erste „RuhrDAX“ in Essen statt, mit dem das Centrum für Bürgerschaftliches Engagement – CBE aus Mülheim an der Ruhr und das Unternehmen RWE ebenfalls die niederländischen Erfahrungen für die Ausrichtung eines städteübergreifenden regionalen Marktplatzes nutzten.

Auf Grundlage der Piloterfahrungen in Jena, Kassel und Frankfurt/Main sowie der RuhrDAX-Erfahrungen wurde ein Leitfaden für die Marktplatzorganisation erarbeitetet, der die wesentliche Grundlage für die Verbreitung der Marktplatzpraxis in Deutschland bot.

In den Folgejahren hat die Bertelsmann Stiftung die Durchführung weiterer Marktplätze angeregt und den Know how-Transfer zwischen erfahrenen und erstmaligen Veranstaltern gefördert.
Nach Abschluss der Projektphase bei der Bertelsmann Stiftung wurde die weitere Organisation des Erfahrungsaustauschs, die Pflege der Website gute-geschaefte.org usw. an die gemeinnützige Organisation UPJ mit Sitz in Berlin übergeben.

1.2 „Beursvloer“ – der niederländische Marktplatz

Für eine nationale Konferenz gemeinnütziger Organisationen 1996 in den Niederlanden wurde erstmals das Konzept eines Marktplatzes für Gemeinnützige entwickelt. Da die Konferenz im Gebäude einer ehemaligen Handelsbörse stattfand, wurde der Marktplatz „Beursvloer“ (in etwa: „Börsenparkett“) genannt. Anfang 2000 wurde die Marktplatzidee in der Stadt Arnheim aufgegriffen und erstmals auf kommunaler Ebene realisiert. Anlässlich einer europäischen Konferenz zum gesellschaftlichen Unternehmensengagement 2004 in Maastricht („Eurofestation“) wurde das Marktplatzmodell von der Organisation CIVIQ (heute: MOVISIE – movisie.nl), den Unternehmen FORTIS und KPMG sowie weiteren Akteuren und Beratern als nationales Format für die gesamten Niederlande weiter entwickelt und verbreitet.

2. Weiterentwicklung

Eine wesentliche Weiterentwicklung der Marktplatzmethode fand in Deutschland ebenfalls als Projekt der Bertelsmann Stiftung statt: die Kooperationsbörse. Hierbei handelt es sich um einen in Fachkonferenzen integrierten Marktplatz für die Konferenzteilnehmer. Die Dramaturgie und Dynamik der Kooperationsbörse ist dem Marktplatz vergleichbar. Der wesentliche Unterschied liegt im Teilnehmerkreis der Konferenzbesucher. Es gibt hier kein klares Gegenüber von Gemeinnützigen und Wirtschaftsunternehmen. Vielmehr können hier auch Gemeinnützige mit Gemeinnützigen, Wissenschaft mit Unternehmen, Unternehmen mit Unternehmen, Politik mit Wissenschaft usw. ins Gespräch kommen, um Kooperationsmöglichkeiten zu erkunden und letztendlich auszuhandeln.

Als Pilotprojekt wurde die Kooperationsbörse als Teil der von der Bertelsmann Stiftung veranstalteten Konferenz „Kinder.Stiften.Zukunft“, 2008 in Nürnberg, konzipiert und realisiert. Hiermit wurde von der Bertelsmann Stiftung der Berater Dieter Schöffmann beauftragt, der im selben Jahr im Auftrag des Außenministeriums die Marktplatzmethode in die transatlantische Konferenz „Entering a New Era of Transatlantic Climate and Energy Cooperation” (30.9.2008 im Außenministerium, Berlin) integriert hat.

Die Praxiserfahrungen dieser beiden Konferenzen wurden in einen Leitfaden „Kooperationsbörse“ umgesetzt und von der Bertelsmann Stiftung für die weitere Verbreitung veröffentlicht. Inzwischen gibt es weitere Abwandlungen der Marktplatzmethode, die auf der Website gute-geschaefte.org dokumentiert werden.

3. Links

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