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Synergien und Konflikte zwischen den UN-Nachhaltigkeitszielen

Wechselwirkungen zwischen den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen können sowohl zu Synergien als auch zu Konflikten führen. Ein internationaler Bericht, an dem Forschende des Potsdamer Instituts für trans-formative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) und des Kieler Exzellenzclusters „Ozean der Zukunft“ maß-geblich mitgewirkt haben, liefert eine detaillierte Analyse von vier Zielen in ihrer Beziehung zu anderen Nachhaltigkeitszielen.

Kiel/Potsdam (csr-news) > Ozeane, Küsten und Meeresressourcen sind aufgrund der engen Querverbindungen zu allen Zielbereichen der UN-Agenda 2030 von zentraler Bedeutung für eine dauerhaft nachhaltige Entwicklung und verdeutlichen die vielbesprochene „Unteilbarkeit“ dieser ambitionierten neuen Entwicklungsagenda.Die Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsagenda kann maßgeblich vorangebracht werden, wenn Investitionen und politische Maßnahmen auf die Förderung von Synergieeffekten zwischen Zielen ausgerichtet werden. Dies geht aus dem Bericht „A Guide to SDG Interactions: from Science to Implementation“ hervor, den das International Council for Science (ICSU) jetzt vorgelegt hat. Die Meeresforscher Stefanie Schmidt, Yvonne Waweru, Carole Durussel und Sebastian Unger vom IASS sowie Barbara Neumann und Martin Visbeck vom Exzellenzcluster „Ozean der Zu-kunft“ an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel verfassten das Kapitel zum Nachhaltigkeitsziel für die Meere (SDG 14), das sich mit dem nachhaltigen Umgang mit den Ozeanen, Küsten und Meeresressourcen beschäftigt.

Klare Empfehlungen für Entscheidungsträger

Zum ersten Mal beziffert ein umfassender Bericht die Synergien und Konflikte zwischen den 17 Nachhaltigkeitszielen. Er liefert eine detaillierte Analyse zu vier Zielen: Nahrungssicherheit und nachhaltige Landwirtschaft (SDG 2), Gesundheit und Wohlbefinden (SDG 3), bezahlbare und nachhaltige Energie (SDG 7) sowie Meeresschutz (SDG 14). Ein internationales Autorenteam aus 22 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern wandte dafür eine 7-Punkte-Skala an, die von +3 für hohe Synergieeffekte bis zu -3 für erhebliches Konfliktpotenzial reicht. Die Analyse soll Entscheidungsträgern helfen, eine in sich schlüssige Strategie für die Umsetzung der Ziele zu entwickeln. „Der Bericht zeigt sehr deutlich, dass drängende Nachhaltigkeitsfragen wie der Meeresschutz nur gemeinsam mit anderen Herausforderungen wie dem Klimawandel, Ernährungssicherung oder nachhaltigem Konsum gelöst werden können“, sagt Sebastian Unger, Leiter des Bereichs Meeres-Governance am IASS. Laut der Analyse haben die meisten Ziele positive Auswirkungen auf andere Ziele, jedoch in unterschiedlichem Maße. Einen starken Effekt auf die Bekämpfung von Meeresmüll, einem der Unterziele von SDG 14, haben zum Beispiel nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster an Land (SDG 12). Andere Elemente des Meeresschutzes, etwa ein Wandel im Tourismus, der Fischerei und der küstennahen Landwirtschaft, können Arbeitsplätze schaffen und Einkommensarmut verringern (SDG 1).

Entscheidende Rolle des Ozeans in der Nachhaltigkeitsagenda

„Die Rolle des Ozeans bei der Umsetzung der Agenda 2030 geht weit über die konkreten Unterziele des SDG 14 hinaus. Es ist daher wichtig zu verstehen, wo Maßnahmen sowohl dem Ozean als auch anderen Zielen der Nachhaltigkeitsagenda dienen. Diese wäre dann einfacher umsetzbar“, sagt Martin Visbeck, Sprecher des Exzellenzclusters der Ozean der Zukunft in Kiel und Ozeanograph am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Der Bericht identifiziert jedoch auch mögliche Konflikte. Zum Beispiel könnten stärkere Regulierungen für die Fischerei zum Schutz der Meeresfauna und -flora (SDG 14) die Nahrungsversorgung (SDG 2) erschweren. „Damit der Ozean, die Meere und die Meeresressourcen ihr ganzes Potenzial als Eckpfeiler nachhaltiger Entwicklung entfalten, muss der Unteilbarkeit der Agenda 2030 Rechnung getragen werden“, betont Erstautorin Stefanie Schmidt. Anhand von ausgewählten Fallstudien haben die Autoren des SDG 14-Kapitels die wichtigsten Querverbindungen detailliert aufgearbeitet und damit aufgezeigt, wie man diese komplexen systemischen Zusammenhänge mit Hilfe eines eindeutigen Bewertungsansatzes für die politische Umsetzung erfassen und geeignete Maßnahmen zur Umsetzung daraus ableiten kann. „Unsere Analysen haben gezeigt, dass ressortübergreifende politische Strategien unabdingbar sind, wenn die gesetzten Ziele bis 2030 erreicht und eine wirklich nachhaltige Entwicklung vorangebracht werden soll. Einzellösungen würden immer auch zu Lasten des Ganzen gehen“, sagt Barbara Neumann vom Geographischen Institut der Universität Kiel.


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