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Turkish Airlines: Unternehmen als Handlanger des Staates?

Marlies Schwarzin / pixelio.de

Nach ARD-Recherchen entlässt Turkish Airlines Beschäftigte mit Kontakten zur Gülen-Bewegung. Was heißt das für die Corporate Political Responsibility?

Hamburg (csr-news) – „Unternehmen, zeigt politische Haltung – es zahlt sich aus!“ Das schreibt unser Autor Johannes Bohnen in der aktuellen Ausgabe des CSR MAGAZIN. Diskutiert wird derzeit die politische Haltung der Turkish Airlines: Nach Recherchen des ARD-Magazins Monitor müssen mit der Gülen-Bewegung sympathisierende Mitarbeiter mit einer Kündigung rechnen – auch wenn sie mit einem deutschen Arbeitsvertrag in Deutschland tätig sind.

Ein Kommentar von Achim Halfmann

Im CSR MAGAZIN stellt Bohnen das Konzept der „Corporate Political Responsibility“ vor. Danach sollten Unternehmen sich für die Grundlagen wirtschaftlichen Erfolges engagieren: für „stabile politische Institutionen, die die Bereitstellung unverzichtbarer politischer Güter wie Demokratie, Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit (und damit Planungssicherheit) und Infrastruktur gewährleisten“, so Bohnen.

Nun legen ARD-Recherchen den Schluss nahe, dass die knapp zur Hälfte dem türkischen Staat gehörende Airlines gezielt Gülen-Anhänger identifiziert und entlässt. Der Sender zitiert aus einer internationalen Pressemeldung des Unternehmens, in der es zur Begründung heißt, die Weltanschauung der Gülen-Bewegung „sei unvereinbar mit den Interessen der Türkei und des Unternehmens.“ Offensichtlich gilt für diese Mitarbeiter die Aussage im Nachhaltigkeitsbericht 2015 von Turkish Airlines nicht, wonach dem Unternehmen die Zufriedenheit der Mitarbeiter ebenso wichtig ist wie die Zufriedenheit der Kunden. Und wenn die Airlines Diversität als Quelle von Kreativität und Innovationen beschreibt, ist damit zumindest keine politische Diversität gemeint.

Was können wir aus den Vorgängen lernen?

Zum einen: Politische Konflikte werden durch Unternehmen im – anteiligen – Staatseigentum in die Wirtschaft getragen. Kunden und Geschäftspartner müssen sich entscheiden, wie sie in einer solchen Situation handeln. Am aktuellen Beispiel: Die Turkish Airlines ist Mitglied der Star Alliance. Der Zusammenschluss, dem auch die deutsche Lufthansa angehört, wirbt mit dem Satz: „Alle Fluggesellschaften bringen ihren eigenen Stil und ihre eigene kulturelle Identität mit und verleihen unserer Allianz Diversität und Multikulturalismus.“ Wie wird sich die Star Alliance verhalten?

Zum zweiten: Unternehmen kommen – wie jeder Staatsbürger – nicht darum herum, politisch relevante Sachverhalte zu beurteilen. Am aktuellen Beispiel: Während wir wohl alle keinen IS-Sympathisanten im Cockpit eines Airbus wissen wollen, überzeugt mich die Einordnung der Gülen-Bewegung als Terrororganisation nicht.

Und zuletzt, wie Bohnen im CSR MAGAZIN schreibt: „Unternehmen sollten die Chance ergreifen, bewusst die politische Dimension ihrer Marke zu entwickeln und zu pflegen. Indem sie das Gemeinwesen stärken, stärken sie sich selbst“ Das gilt auch – und derzeit besonders – für Unternehmen mit Geschäftskontakten in die Türkei.

Schreiben Sie mir Ihre Meinung: achim.halfmann@csr-news.net


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