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Textile Lieferkette: Primark folgt NGO-Aufruf

Femnet e.V.

Wie viel öffentliche Transparenz braucht und verträgt die Lieferkette? [aktualisiert am 7.2.18]

Köln (csr-news) – Der Textildiscounter Primark legt Daten zu seiner Lieferkette offen. Zuvor hatte das NGO-Bündnis Kampagne für Saubere Kleidung Primark wegen einer aus seiner Sicht intransparenten Lieferkette kritisiert . Das Bündnis überreichte dem Textildiscounter dazu am Samstag in Köln einen goldenen Karton mit 70.000 Unterschriften. Primark solle – ebenso wie Kik – seine Produktionsstätten offenlegen, so die Forderung.

Die Kampagne für Saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign – CCC) startete im vergangenen Jahr eine Kampagne zur Transparenz in der textilen Lieferkette mit der Bezeichnung „The Transparency Pledge“. „Um Arbeitsmissbrauch in der Lieferkette vorzubeugen, sollte ein Unternehmen ein großes eigenes Interesse daran haben, Transparenz herzustellen“, erklärte Gisela Burckhardt, Vorstandsvorsitzende von Femnet, deren Bonner Verein an den Protesten in Köln teilnahm. Textilmarken sollen Informationen über ihre Zuliefererfabriken offenlegen – darunter Adressen der Produktionsstätten, Art der erzeugten Produkte und Anzahl der dort tätigen Arbeiterinnen. Esprit sei diesem Anspruch nachgekommen, Tchibo, Hugo Boss, Aldi und Lidl hätten diese Forderung zumindest teilweise erfüllt, etwa indem sie eine Liste der Namen der Lieferanten mit Adresse ohne zusätzliche Informationen über Art der Produkte veröffentlichten. Burckhardt weiter: „Was haben Primark und KiK zu verbergen, dass sie ihre Lieferketten nicht für die Öffentlichkeit transparent machen?“

Nun folgt ein weiterer Textilhändler der Transparenzforderung. „Primark hat bislang darauf verzichtet, ausführliche Angaben über seine Lieferkette zu machen, da wir diese Information als einen Wettbewerbsvorteil angesehen haben”, so ein Unternehmenssprecher am Mittwoch. “Da jedoch 98% unserer Zulieferbetriebe auch für andere Bekleidungsunternehmen produzieren und eine Mehrzahl an Einzelhändlern mittlerweile ihre Lieferkette offengelegt haben, freuen wir uns, diese Informationen ebenfalls öffentlich zu machen.”  Primark veröffentlicht auf seiner Website Informationen über Fabriken aus seiner Lieferkette in 31 Ländern – mit Namen und Adressen der Fabriken, der jeweilige Mitarbeiterzahl sowie der Geschlechterverteilung in der Belegschaft.

Kik verweist darauf, seine Lieferkette gegenüber dem Bangladesh Accord sowie gegenüber dem vom Bundesentwicklungsministerium initiierten Textilbündnis offenzulegen. „Transparenz ist sinnvoll, wenn sie in einem vernünftigen Maße gefordert und geleistet wird“, so eine Unternehmenssprecherin. Transparenzforderungen dürften nicht dazu führen, dass Unternehmen sensible Informationen zum Geschäftsmodells offenlegen müssten. Die Offenlegung aller Lieferanten sei ein sehr sensibles Thema „mit Blick auf Konkurrenz-Unternehmen in westlichen Industriestaaten, aber zunehmend auch in den BRICS-Ländern.“

Die textile Lieferkette gilt – insbesondere mit ihren Produktionsstandorten in Asien – als risikoreich. Unfälle mit zahlreichen Todesopfern, überlange Arbeitszeiten und das sehr geringe Gehalt der dort Tätigen haben in Europa die Aufmerksamkeit der Verbraucher gefunden.


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