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Stiftungen als Aktionäre? Der Kapitalmarkt ist skeptisch

© rawpixel/CCO

Durch die aktuellen Entwicklungen bei der thyssenkrupp AG ist die Rolle von Stiftungen als Aktionäre verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Wie der Kapitalmarkt und andere Shareholder einen möglichen Ankeraktionär „Stiftung“ bewerten, haben die Bergische Universität, die Universität Trier und die TU München in einer gemeinsamen Studie untersucht. Zentrales Ergebnis: Die Skepsis ist groß.

Wuppertal (csr-news) > „Die empirische Untersuchung zeigt, dass Ankündigungen von Minderungen von Stiftungsbeteiligungen im Durchschnitt zu positiven Werteffekten bei den jeweiligen Unternehmen führen“, erklären Prof. André Betzer und Dmitry Bazhutov von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft – Schumpeter School of Business and Economics. „Die positive Reaktion auf diese Ankündigungen am Kapitalmarkt ist besonders stark, wenn ein Stiftungsunternehmen eine Beteiligung von weniger als 25 Prozent an einem Unternehmen hält.“ Solche Werteffekte würden nicht bei Ankündigungen von Beteiligungsveränderungen anderer Großaktionäre auftreten. Sie seien somit stiftungsspezifisch.

Gemeinsam mit ihrer Mit-Autorin und ihren Mit-Autoren kommen sie daher zu dem Ergebnis, dass Kapitalmarktteilnehmer skeptisch gegenüber Beteiligungen von Stiftungen sind. Hierfür könne es verschiedene Gründe geben. „So werden unter Umständen die Kontroll- und Überwachungsfähigkeiten der Stiftungen schlechter eingeschätzt“, nennen Prof. Jörn Block und Florian Hosseini von der Universität Trier ein Beispiel. „Des Weiteren können z.B. auch Interessendivergenzen zwischen Stiftung und Unternehmen bzw. anderen Großaktionären für die gemessenen Werteffekte verantwortlich sein“, ergänzt Prof. Ann-Kristin Achleitner von der TU München.

Die langfristige Ausrichtung einer Stiftung mit einem deutlichen Fokus auch auf nichtfinanzielle Ziele steht typischerweise im Konflikt mit einer kurzfristigen, ausschließlich auf den Unternehmenswert gerichteten Betrachtung. Die momentane Situation bei der thyssenkrupp AG stellt ein aktuelles Beispiel für die möglichen Herausforderungen dar, die sich ergeben, wenn Stiftungen Großaktionäre börsennotierter Unternehmen sind, und bekräftigt damit die Ergebnisse des neuen Forschungspapiers.

Die Studie fußt auf der sogenannten Methode der Ereignisstudie. Dahinter verbirgt sich ein finanzstatistisches Verfahren, mit dessen Hilfe überprüft werden kann, ob und wie sich bestimmte Ereignisse auf die Bewertung von Unternehmen auswirken. Die Studie selbst steht online zur Verfügung und ist am 19. Juli von der renommierten internationalen Zeitschrift Review of Managerial Science zur Veröffentlichung angenommen worden.


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