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Chance für Verbesserungen

Die OECD rät dem Textilbündnis zu notwendigen Korrekturen.

Berlin/Bonn (csr-news) > Zur Berlin Fashion Week feiert sich die Modeindustrie – doch Fragen nach sozialen und ökologischen Folgen kommen wie jedes Jahr zu kurz. Das 2014 gegründete Bündnis für nachhaltige Textilien ist angetreten, die Missstände in den globalen Textillieferketten schrittweise zu beseitigen. Die Bilanz ist bisher mager. Eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) empfiehlt die Anpassung des Review-Prozesses. Die Zivilgesellschaft im Textilbündnis sieht in der jetzt geplanten Reform eine Chance, das Bündnis effektiver zu machen.

Die Kritik der OECD entspricht in zentralen Punkten den bisherigen Forderungen der Zivilgesellschaft. Das Textilbündnis erwartet von seinen Mitgliedsunternehmen, dass sie Maßnahmen zur Beseitigung oder Verringerung menschenrechtlicher und umweltbezogener Risiken in ihren Lieferketten treffen. Ein unabhängiges Überprüfungsverfahren soll sicherstellen, dass Mitgliedsunternehmen dieser Anforderung nachkommen. Bisher bewertet dieser Review-Prozess jedoch weder, ob die Unternehmen die wichtigsten Risiken identifiziert haben, zum Beispiel viel zu niedrige Löhne oder Klimaemissionen, noch ob die getroffenen Maßnahmen geeignet sind, um die Risiken zu beheben. Ähnlich wie die OECD kommt auch eine Studie des Öko-Instituts zum Ergebnis, dass eine qualitative Bewertung der Maßnahmenpläne der Unternehmen bisher nicht möglich ist.

Reform als Chance

In Reaktion auf die externe, kritische Begutachtung will das Textilbündnis nun den Review-Prozess optimieren. Die zivilgesellschaftlichen Mitgliedsorganisationen sehen in dieser Reform Potenzial. Mit einer klaren Orientierung an den Empfehlungen der OECD würde die internationale Ausrichtung des Bündnisses gestärkt und Unternehmen müssten ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht gemäß der UN-Leitprinzipien und der Leitlinien der OECD nachkommen. Dazu gehört mehr Transparenz im Review-Verfahren. Die Standards der OECD verlangen, dass Unternehmen öffentlich über identifizierte Risiken in ihrer Lieferkette und entsprechend ergriffene Maßnahmen sowie deren Wirksamkeit berichten.

Verbesserung braucht ambitionierte Inhalte

Bei der Neuausrichtung des Review Prozesses darf das Textilbündnis nicht hinter den Konsens zu bisherigen verbindlichen Zielen zurückfallen. So muss das Textilbündnis an dem Ziel festhalten, dass bis 2020 mindestens 10% der von Mitgliedsunternehmen beschafften Baumwolle Bio-zertifiziert ist. “Der gesetzte Fokus auf existenzsichernde Löhne muss konsequenter von allen Unternehmen aufgegriffen werden. Der fehlende Fortschritt bei diesem Thema ist zurzeit frustrierend und die durch eine Bündnisinitiative geebnete Chance, in Kambodscha etwas zu bewirken, wird nicht von allen ergriffen”, meint Berndt Hinzmann vom INKOTA-netzwerk. Eine stärkere Kohärenz mit den Anforderungen der OECD bedeutet, dass Unternehmen wesentliche Risiken in ihrer Lieferkette, wie geschlechtsspezifische Gewalt am Arbeitsplatz und Gewerkschaftsfreiheit, erfassen und effektiv beseitigen. “Dazu braucht es klare Vorgaben durch das Textilbündnis, was von den Unternehmen zur Bekämpfung dieser wichtigsten Arbeitsrechtsverletzungen im Textilsektor erwartet wird”, betont Sabine Ferenschild vom Südwind Institut. Zuletzt wird aus den bisherigen Entwicklungen im Textilbündnis deutlich, dass wichtige Branchenansätze wie das Textilbündnis dringend durch gesetzliche Regelungen ergänzt werden müssen. “Andernfalls bleibt der Fortschritt zu langsam, da engagierte Unternehmen durch höhere Kosten vom Markt bestraft werden, während Unternehmen, die nicht Mitglied im Textilbündnis sind, keine Konsequenzen tragen müssen”, erläutert Gisela Burckhardt von FEMNET.


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Kommentar

    • Die Studie ist noch nicht veröffentlicht. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse wird voraussichtlich Ende des Jahres zur Verfügung stehen. Ein Kernergebnis ist allerdings die wünschenswerte Verbesserung des Review-Prozesses. Damit wird sich das Bündnis, angestoßen durch die NGO-Vertreter, nun beschäftigen.

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